
Wundmale der Postdemokratie. Zur gesellschaftlichen Bedingtheit von Verschwörungstheorien in der Pandemie
Author(s) -
Robin Forstenhäusler
Publication year - 2021
Publication title -
soziologie-magazin
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 2198-9826
pISSN - 2198-980X
DOI - 10.3224/soz.v14i1.04
Subject(s) - humanities , covid-19 , political science , philosophy , medicine , disease , pathology , infectious disease (medical specialty)
In der Forschung zu Verschwörungstheorien zeigt sich, dass diese oftmals als ahistorisches Phänomen behandelt werden. Mit Rückgriff auf die Theorie des autoritären Charakters wird dagegen argumentiert, dass Verschwörungsmentalität eine charakterliche Disposition ist, die auf gesellschaftliche Ursachen zurückzuführen ist. Das Individuum muss die Kränkungen und Ohnmachtsgefühle, die es im kapitalistischen Konkurrenzkampf erfährt, durch eine gesteigerte narzisstische Besetzung des eigenen Charakters kompensieren, was vermehrt mithilfe identitätsstiftender Konsumpraktiken und der öffentlichen Performanz von Authentizität geschieht. Aktuell fallen aufgrund der Einschränkungen im Zuge der Covid-19-Pandemie die Möglichkeiten dazu weg. Verschwörungstheorien stellen ein Mittel dar, diesen triebökonomischen Mangel auszugleichen.