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Welche Bio_Ökonomie für welche Zukunft? Zur Repolitisierung eines Diskurses im Globalen Norden durch Einsichten aus Tansania
Author(s) -
Eugen Pissarskoi,
Stefan Ouma,
Kerstin Schopp,
Leiyo Singo,
Thomas Potthast
Publication year - 2021
Publication title -
peripherie
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 2366-4185
pISSN - 0173-184X
DOI - 10.3224/peripherie.v40i3-4.03
Subject(s) - political science , humanities , philosophy
Mehrere Kritiker*innen warnen, dass die Verbreitung des Bioökonomie-Diskurses die Kolonialität von Märkten und Wissen weiter verfestige, welche die formal postkolonialen Nord-Süd-Beziehungen prägten. In diesem Text stimmen wir diesem Gedankengang nur teilweise zu. Kritiker*innen der globalen Wirkungsmacht des Bioökonomie-Diskurses setzen ein zu enges Verständnis von Bioökonomie voraus. Wir argumentieren, dass ein unumstrittener Kern des Bioökonomie-Diskurses darin liegt, Visionen und Wege zu konzipieren, wie Institutionen zur Ermöglichung menschlichen Wohlergehens derart organisiert werden können ("Wirtschaft"), dass sie den Erfordernissen inter- und intragenerationeller Gerechtigkeit entsprechen und alle moralisch berücksichtigungswürdigen Wesen berücksichtigen ("Bio"). Um diesen "Raum des Möglichen" zu öffnen, schlagen wir vor, die Idee der "Bioökonomie" strategisch neu anzueignen und stattdessen den Begriff "Bio_Ökonomie" zu verwenden: Der Unterstrich verweist auf eine breite Vielfalt ethisch rechtfertigbarer Visionen, wie das "Bio" mit der "Ökonomie" verknüpft werden sollte. Das gesamte Spektrum der politischen Diskurse über die Zukunft der Landwirtschaft in den Ländern Subsahara-Afrikas enthält das Potenzial, einen kritischen Diskurs über Bioökonomie-Visionen entstehen zu lassen. Diese These belegen wir anhand von zwei Fallstudien aus dem landwirtschaftlichen Diskurs in Tansania: zu Landnutzung und zu gentechnisch veränderten Organismen. In beiden Bereichen finden sich Indizien dafür, dass es eine Vielfalt bio_ökonomischer Visionen gibt, die von verschiedenen Interessengruppen in Tansania, wenn auch implizit, befürwortet werden.

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