Open Access
Über die Rolle des Stickstoffs im Futterbau
Author(s) -
A. Stählin
Publication year - 1964
Publication title -
agricultural and food science
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.347
H-Index - 35
eISSN - 1795-1895
pISSN - 1459-6067
DOI - 10.23986/afsci.71615
Subject(s) - gynecology , chemistry , medicine
Von den Stickstoff-Formen, die seit langem als N-Düngemittel gebräuchlich sind, hat jede ihre Vorteile und Nachteile für die N-Versorgung von Futterpflanzen. Alle zusammen werden sehr rasch, z.T. nach Umwandlung in Salpeter, von den Pflanzen aufgenommen und deshalb ist ihre Wirkung meistens sehr schnell im ersten Aufwuchs verpufft. Aber die beiden jetzt in Deutschland in Prüfung befindlichen langsam löslichen N-Düngemittel, der Ureaform und das Floranid, weisen in der grossen Abhängigkeit ihrer Löslichkeit von der derzeitigen Witterung oft eine schlechtere Wirkung als die althergebrachten Düngemittel auf. Ihr Preis, der jetzt für landwirtschaftliche Nutzung vollkommen undiskutabel ist, dürfte in Angebot und Nachfrage eine starke Senkung erfahren können. Die Ansichten über die Höhe der Stickstoffdüngung sind bei Futterpflanzen seit dem Zweiten Weltkrieg in Fluss geraten. Während wir auf der Intensivweide relativ klar sehen, nämlich dass wir sehr hoch, in günstiger Klimalage bis 300 kg/ha N, düngen dürfen, kann die Menge, die von den verschiedenen Pflanzengesellschaften der Dauerwiese ausgenutzt wird, noch nicht sicher mit festen Ratschlägen angegeben werden. Im Ackerfutterbau treten, wie auf dem Dauergrünland, nach stärkeren N-Gaben Veränderungen in der stofflichen Zusammensetzung des Aufwuchses ein, die tierphysiologische Bedeutung haben, wenn nicht eine Kompensation mit anderen Futtermitteln vorgenommen wird, die vor allem eine Ergänzung in Form von essentiellen Aminosäuren besitzen. Es zeichnen sich noch andere natürliche Grenzen ab, z.B. nach starker Nutzung in der unvollkommenen Ersetzung von Reservestoffen in der Graspflanze durch Stickstoffdüngung, sowie in der unvollständigen Verarbeitung des in mineralischer Form aufgenommenen Stickstoffs durch die Pflanze. Wahrscheinlich dürfte indes in den meisten landwirtschaftlichen Betrieben die Höhe der verabreichten Stickstoffgaben letztlich mehr von betriebswirtschaftlichen Erwägungen als von solchen pflanzen- oder tierphysiologischer Art bestimmt werden.