
Srbija i ideja univerzalnog Carstva
Author(s) -
M.D. Maksimović
Publication year - 2007
Publication title -
zbornik radova vizantološkog instituta/zbornik radova vizantološkog instituta
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 2406-0917
pISSN - 0584-9888
DOI - 10.2298/zrvi0744371m
Subject(s) - humanities , philosophy , art
(nemacki) Serbien erhielt 1217 die Konigskrone aus Rom, blieb jedoch Bestandteil einer Welt, die von der politischen Theorie der Byzantiner beherrscht wurde. Nach der Verk?ndung des K?nigtums wurde die Bindung Serbien an das ideologische Profil des Kaiserreichs aus der Zeit vor 1204 mehrfach betont. Doch andererseits fand nahezu unmerklich ein qualitativer Fortschritt statt - Serbien wurde zu einer Art Gegenstuck zum verschwundenen Byzanz. Die Erneuerung Byzanz? hat die kulturellen Einfl?sse aus Konstantinopel, aus dem Monchland Athos und sp?ter auch aus Thessalonike starker werden lassen, allerdings konnte die Beziehung Konstantinopels zu Serbien in politischer Hinsicht nicht mehr auf den Stand aus der Zeit vor dem 4. Kreuzzug gebracht werden. Vielmehr wurde Ende des 13. bzw. Anfang des 14. Jahrhunderts ein h?herer Identifizierungsgrad Serbiens mit Byzanz m?glich. Nach den Eroberungen in Mazedonien bestand der Gro?teil des Staates zum ersten Mal in der serbischen Geschichte aus traditionell byzantinischen Gebieten, in denen auch die byzantinischen staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen ?bernommen wurden. Die dynastische Ehe zwischen K?nig Milutin und der porphyrgeborenen Prinzessin hat jene Prozesse intensiviert und beschleunigt, die wir heute als Byzantinisierung Serbiens bezeichnen. Dies spielte sich in einer Zeit ab, als es eindeutige Anzeichen der politischen Desintegration des Byzantinischen Kaiserreichs gab, als sich Thessalonike das unter der Herrschaft von Milutins Schwiegermutter stand, zum ersten Mal als politische Konkurrenz zu Konstantinopel und als Symbol der serbischen Pr?senz innerhalb des Kaiserreiches bemerkbar machte. Dies war ein Ausdruck der Politik, die fur Serbien, insgesamt betrachtet, im Rahmen des Identifizierungsprozesses mit Byzanz einen weiteren, und zwar entscheidenden Schritt nach vorn bedeutete. Obwohl bereits der Beginn der Herrschaft von Stefan Du{an neue Eroberungen in Mazedonien zur Folge hatte, wurde erst durch den B?rgerkrieg in Byzanz (1341-1347) eine ausschlaggebende Ver?nderung in den Beziehungen zwischen Byzanz und Serbien m?glich - das Aufkommen neuer Ansichten zur Herrschergewalt in Serbien. Sobald Johannes Kantakuzenos, der Anf?hrer eines der Kriegsteilnehmer, im Juli 1342 Du{ans Hilfe anforderte kam dem serbischen K?nig die Rolle der dritten Kriegspartei zu. Erw?hnenswert und bedeutsam ist, dass diese Situation nicht als Einmischung von Au?en angesehen wurde. In seinem Bundnisangebot hat Kantakuzenos ausdr?cklich erw?hnt, dass er, falls er auf den Konstantinopler Thron gelangen sollte gemeinsam mit Du{an regieren wurde. Bald darauf verk?ndigt und kr?nt Du{an sich zum Kaiser. Die Eile von Johannes Kantankuzenos, auch selbst gekr?nt zu werden, entgegen der festgefahrenen Regeln, fast f?nf Jahre nach der eigenen Verk?ndung zum Kaiser, zeigt, dass Du{ans Kr?nung als unmittelbare Konkurrenz aufgepasst wurde. Die damaligen byzantinischen politischen Akteure und Historiker, Kantakuzenos und Gregoras - beide waren ausgezeichnete Kenner der byzantinischen politischen Theorie und Praxis - haben die Kr?nung Du{ans als 'Verk?ndung' zum Kaiser der Rhomaer gewertet, und verwendeten fortan f?r den serbischen Herrscher den Titel Kral?s. Anscheinend kommt es in unseren zwei wichtigsten historiographischen Quellen zur Vermischung von Realit?t, der Angst vor der Realit?t und ihrer Herabminderung. In ihren Gebeten erw?hnten die M?nche von Athos den 'Kaiser Stefan' zusammen mit dem byzantinischen Kaiser, jedoch war die amtliche Anerkennung von Du{ans Kaisertitel auf Serbien beschrankt (Johannes V. Palaiologos, Juli 1351). Obwohl es f?r das Anathema des Patriarchen Kallistus (wahrscheinlich um 1350) auch einen anderen, konkreten Anlass gab, wurde das f?nfundzwanzig Jahre dauernde Schisma erst durch das Verschwinden des serbischen Kaiserreiches ?berwunden was in dieser Angelegenheit einen tieferen Hintergrund vermuten l?sst. So war im Bereich der politischen Theorie die Situation ambivalent. Du{an nannte sich nicht Kaiser der Rhomaer, sondern Kaiser von Serbien und Rhomania (in griechischer Fassung) oder Kaiser der Serben und Griechen (in serbischer Fassung). Allerdings stand der Weg zum Eintritt in die Struktur des Byzantinischen Reiches nun weit offen, und die byzantinische Komponente des neuen Reiches war ausdr?cklich betont. Du{an stellte griechische Urkunden genau so aus, wie es die byzantinischen Kaiser getan hatten, und er erteilte die h?chsten byzantinischen Wurden. Du{an hat als Kaiser auch die eigene Berufung zum Gesetzgeber formuliert, und in der Pr?ambel seines Gesetzbuchs (1349) erw?hnt er Konstantin den gro?en als ersten in einer Kaiserfolge, die mit ihm pers?nlich endet. Dennoch hat Serbien bis zum Ende der Herrschaft Du{ans nicht den Charakter eines fremden Landes verloren, das gegen das Rhomaerreich k?mpft. Nach Du{ans Tod, vor dem endg?ltigen Ende des Kaiserreichs (1371), war das imperiale Erbe, zumindest theoretisch, entlang der traditionellen Grenzen geteilt: die serbischen Gebiete fielen an den Sohn des Kaisers, Uros Nemanjic, dessen Titel nicht die Nennung der Rhomaer enth?lt, und die byzantinischen Gebiete fielen an den Halbbruder des Kaisers Symeon Sinisa Palaiologos, in dessen Titel an erster Stelle die Rhomaer erwahnt werden! So blieb das Kaiserreich, was den Bereich der politischen Theorie betrifft, unzureichend definiert. Etwas anderes w?re auch nicht m?glich gewesen, zumal auch das Byzantinische Reich sich f?lschlicherweise als Universalreich vorstellte. Die Universalit?t, an die niemand mehr glaubte, konnte nicht durch eine andere ersetzt werden, ohne r?mische legitime Wurzeln und mit geschichtlicher Verz?gerung eintretend. Die 'Byzantinisierung' Serbien konnte nur durch die Verschmelzung mit Byzanz zur letzten Konsequenz getrieben werden. Da diese Verschmelzung keine realistischen Chancen hatte, war das neue Reich unweigerlich nur von kurzer Dauer.