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Medizinische Versorgung polnischer Zwangsarbeiter in der Region Bielefeld
Author(s) -
Wojciech Kwieciński
Publication year - 2020
Publication title -
acta universitatis lodziensis. folia philosophica
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 2353-9631
pISSN - 0208-6107
DOI - 10.18778/0208-6107.37.06
Subject(s) - political science , gynecology , humanities , art , medicine
Polnische und sowjetische Zwangsarbeiter, die in der nationalsozialistischen Ideologie als „Untermenschen“ galten, waren die am stärksten diskriminierten Nationalitäten unter den ausländischen Beschäftigten in der Kriegswirtschaft des „Dritten Reiches“. Ihre gesamten Lebens- und Arbeitsbedingungen waren der Rassenideologie untergeordnet. Diese Ideologie vertrug sich in hervorragender Weise mit der systematischen Ausbeutung ihrer Arbeitskraft. Das Ergebnis des Zwangsarbeitersystems war ein völlig repressives, sogar unmenschliches System mit miserablen Lebensbedingungen und minderwertiger medizinischer Versorgung. Sowohl die Lebensbedingungen als auch die medizinische Behandlung zeigen wie in einem Brennglas die Hauptziele des NS-Staates und seinen rassistischen und entmenschlichten Charakter.Die im Nordosten Westfalens gelegene Stadt und der Landkreis Bielefeld sind aufgrund ihres gemischt industriellen und landwirtschaftlichen Charakters ein repräsentatives Beispiel für das brutale und repressive System der Zwangsarbeitsindustrie und spiegelt so das gesamte Spektrum der mit der Zwangsarbeit verbundenen Probleme wider. Die Analyse der medizinischen Versorgung im Raum Bielefeld ermöglicht die Unterscheidung zweier Gruppen polnischer Zwangsarbeiter. Die erste Gruppe besteht aus Personen, die in der Industrie beschäftigt sind, während die andere Gruppe eine gemischte Kategorie ist, die Arbeitnehmer aus den Bereichen Landwirtschaft, Dienstleistungssektor und Haushaltshilfe in Privathaushalten umfasst. In der ersten Gruppe war der Status der Arbeitnehmer in der Regel standardisiert. Die meisten von ihnen wurden in den Lagern untergebracht und einer brutalen und systematischen Ausbeutung unterzogen, die darauf ausgerichtet war, die Produktionseffekte zu maximieren und gleichzeitig Personen infolge widriger Arbeits- und Unterbringungsbedingungen und minimaler medizinischer Versorgung zu vernichten. Diese unmenschliche Behandlung war ein Derivat der rassistischen Ideologie. Status, Beschäftigungsbedingungen und medizinische Versorgung in der zweiten Gruppe waren viel uneinheitlicher und stärker von ganz unterschiedlichen Bedingungen abhängig. Wir haben es hier mit einer breiten Palette von Problemen zu tun, oft verbunden mit extrem unterschiedlichen Erfahrungen von Zwangsarbeitern mit dem medizinischen Personal und unterschiedlichen Einstellungen der Arbeitgeber zu den Zwangsarbeitern. Begrenzt wird die Aussagekraft unserer Darstellung durch die oft beschränkte Quellenlage. Insbesondere betrifft das den begrenzten Fundus an schriftlich festgehaltenen Erinnerungen der Zwangsarbeiter. Heute ist es praktisch unmöglich, das Quellenreservoir zu erweitern, da die Zeugen dieser Ereignisse nicht mehr zur Verfügung stehen.

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