
Intimität und Zeitlichkeit der Podcast-Kommentarform
Author(s) -
Alyn Euritt,
Anne Korfmacher
Publication year - 2020
Publication title -
kommunikation@gesellschaft
Language(s) - German
Resource type - Journals
ISSN - 1616-2617
DOI - 10.15460/kommges.2020.21.2.619
Subject(s) - humanities , art
Podcasts sind für ihre ausgeprägte Intimität bekannt. Diese ist jedoch nicht nur medial spezifisch, sondern auch abhängig vom jeweiligen Podcastformat. Der vorliegende Artikel entwickelt McHughs Beobachtung bezüglich der engen Verbindung zwischen Chumcast-Format und Intimität weiter. Wir analysieren, wie die Hosts des populären Podcasts My Dad Wrote a Porno durch ihren laufenden Kommentar des Erotikromans Belinda Blinked die sexuelle Intimität des Quelltextes in eine freundschaftliche Intimität ‚umkodieren‘ (vgl. Raible 1995). Der Podcast fördert diese Intimität durch seinen ‚Live‘-Kommentar und die Anspielungen auf die enge Freundschaft der Hosts. Gleichzeitig wird Distanz zwischen Hörerschaft und dem Autor und der Erotik des Romans aufgebaut, indem die Hosts familiäre und erotische Intimitätskonstruktionen als zeitlich und affektiv distanziert und somit kommentierungsbedürftig darstellen. Der Artikel verbindet theoretische Erkenntnisse der Intimitätsforschung (Horton/Wohl, Giddens, Ahmed), Forschungsergebnisse zum medienwissenschaftlichen Begriff der „liveness“ (Scannell 2014) und literaturwissenschaftliche Annahmen über den Kommentar als intertextuelle diskursive Form (Assmann, Gladigow, Raible). Somit trägt unser Beitrag zu einem besseren Verständnis von Intimität in Podcasts bei und dazu, wie sich Hörergemeinschaften um unterschiedliche Podcasts bilden.