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Margarete Susman, Staat, Literatur oder nochmals zum deutschen Intellektualismus
Author(s) -
Gilleir Anke
Publication year - 2009
Publication title -
the german quarterly
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.11
H-Index - 10
eISSN - 1756-1183
pISSN - 0016-8831
DOI - 10.1111/j.1756-1183.2009.00063.x
Subject(s) - humanities , philosophy , art , art history
Der vorliegende Aufsatz handelt von der deutsch‐jüdischen Dichterin und Autorin Margarete Susman (1872–1966) und ihren 1915 in der Frankfurter Zeitung erschienenen Aufsatz “Einzelmoral und Staatsmoral,” in dem die Autorin das Verhältnis zwischen Individuum und Staat erörtert. Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges erweist sich Susmans öffentlich gestellte Frage nach dem ethischen Verhältnis zwischen dem Bürger und seiner Nation als brisant. Denn nach dem ersten Kriegsjahr dominiert im deutschen wie im europäischen Zeitdiskurs nach wie vor die Idee der Symbiose zwischen dem Einzelnen und seinem Land, und Fragen über politische Verantwortung an eine kriegsmobilisierte Bevölkerung sind keineswegs selbstverständlich. Frappant ist auch die Tatsache, dass Susman als Simmel‐Schülerin und Autorin aus dem weiteren George‐Kreis stammt und sich bis zu dem Punkt mit der Welt der autonomen Ästhetik befasste. Im Gegensatz zu ihren Zeitgenossen Karl Wolfskehl, Friedrich Gundolf und Stefan George äußert sich die heute weitgehend vergessene Autorin als Intellektuelle, für die Krieg und Nation nicht zum Bild der ästhetischen Ideologie gehören. Dieser Aufsatz, der Position, Sprache und Argumentation von Susman im Rahmen ihrer historischen Konstellation untersucht, will ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Intellektualismus sein.