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ZUR KENNTNIS DER KERATOCONJUNCTIVITIS SICCA II
Author(s) -
Sjögren Henrik
Publication year - 1935
Publication title -
acta ophthalmologica
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 1.534
H-Index - 87
eISSN - 1755-3768
pISSN - 1755-375X
DOI - 10.1111/j.1755-3768.1935.tb04186.x
Subject(s) - medicine , keratoconjunctivitis sicca , gynecology , keratoconjunctivitis , dermatology
Zusammenfassung. Wenn ich nun die Resultate meiner bisherigen Untersuchun‐gen, wie sie in meinen Arbeiten über Keratoconjunctivitis sicca dargelegt sind, zusammenfasse, so ergibt sich folgendes: Die voll entwickelte Keratokonjunctivitis sicca zeigt ein von anderen Keratitis‐ und Konjunktivitisformen gut abgegrenztes Krankheitsbild. Sie ist jedoch nicht als eine selbständige Augenkrankheit anzusehen, sondern ist ein lokales Symptom einer Allgemeinerkrankung, zu der das weibliche Geschlecht mehr neigt als das männliche. Das Hauptsymptom dieser Krankheit ist Herabsetzung oder Aufhebung der Sekretion der Tränen‐ und Speicheldrüsen sowie der Drüsen der oberen Luftwege. Die Herabsetzung der Sekretion ist durch eine chronische Drüsenentzündung verursacht, die zu Atrophie und vollständi‐ger Sklerosierung des Drüsenparenchyms führt. Diese Drüsen‐krankheit kann alle die obengenannten Drüsen bei dem‐selben Menschen angreifen oder —‐ was am häufigsten vor‐kommt —‐ auf vereinzelte Drüsengruppen beschränkt sein. Die Herabsetzung der Sekretion führt zu krankhaften Ver‐änderungen der normalerweise durch, das Drüsensekret be‐feuchteten Schleimhaut. Bei der Keratokonjunctivitis sicca ist nachgewiesen, dass diese Veränderungen mikroskopisch in chronischem Ödem mit umwandlung und Atrophie des Epithels bestehen. Je nachdem welche Drüsen angegriffen werden, ent‐stehen verschiedene Krankheitsbilder: Keratoconjunctivitis sicca — Xerostomie — Rhinitis sicca — Pharyngitis sicca —Laryngitis sicca. Senkungsreaktion, Blutbild, Körpertemperatur und Glyko‐sebelastungsprobe weisen die typischen Veränderungen einer chronischen lnfektion auf. Auffallend oft findet man bei diesen Patienten Arthritis von chronischem infektiösem Typus. Nicht selten kann man bei ihnen auch fokale lnfektions‐herde nachweisen. Aus dem oben Angeführten geht hervor, dass wir hier einen Symptomenkomplex vor uns haben, dessen Grundsymp‐tom eine aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Blutwege ent‐standene, infektiös bedingte Drüsenerkrankung ist, die ihren Sitz in den Tränen‐ und Speicheldrüsen sowie den Drüsen der oberen Luftwege hat. In wieweit auch noch andere Drüsengruppen angegriffen sein können, bleibt der weiteren Forschung vorbehalten klar‐zulegen. In wieweit direkte Ansiedlung von Bakterien in den Drü‐sen und den Gelenken, inwieweit toxische Wirkungen und in‐wieweit auch allegisch‐ anaphylaktische Vorgänge von Seiten der Drüsen und Gelenke an dem Zustandekommen des klini‐schen Krankheitsbildes beteiligt sind, und inwieweit die nicht selten vorkommenden fokalen Infektionsherde von ätiologischer Bedeutung sind, soll hier nicht erörtert werden, zumal wir nichts Sicheres darüber wissen. Inwieweit hier auch endokrine Störungen vorliegen und zur Entstehung des Krankheitsbildes beitragen können, lässt sich gegenwärtig nicht entscheiden.