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Über den Umsatz der Brenztraubensäure und den Mechanismus der Vitamin B 1 ‐Wirkung 1, 2
Author(s) -
Lipmann Fritz
Publication year - 1937
Publication title -
skandinavisches archiv für physiologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 1.591
H-Index - 116
eISSN - 1748-1716
pISSN - 0370-839X
DOI - 10.1111/j.1748-1716.1937.tb01603.x
Subject(s) - chemistry , microbiology and biotechnology , biology
Zusammenfassung1 Atmung und Glykolyse von Schnitten B 1 ‐avitaminotischen Taubenhirns wurden in Bikarbonatlösung mit der »Zwei‐Gefäß‐Methode« von O. Warburg gemessen. Die von Peters entdeckte Anhäufung der Brenztraubensäure und deren Verschwinden bei Vitaminzusatz findet sich auch bei der Veratmung von Glukose. Die aerobe Glykolyse ist höher als normal. Die Erhöhung dürfte in der Hauptsache auf die Herabsetzung der Atmung bei gleichbleibender anaerober Glykolyse zurückzuführen sein. Anhaltspunkte für eine genuine Störung des Pasteur‐Effektes durch die Verzögerung der Brenztraubensäureoxydation in avitaminotischem Hirn wurden nicht gefunden. Vitaminzusatz setzt die aerobe Milchsäurebildung herab. Auch bei der Veratmung von Fruktose, die glykolytisch im Hirn kaum angegriffen wird, tritt Anhäufung von Brenztraubensäure auf, welche hier nur durch direkte Oxydation des Kohlehydrats entstanden sein kann. 2 Zur Messung der Dehydrierung der Brenztraubensäure durch Methylenblau wurde eine, durch Waschung vom größten Teil des Eigensubstrates befreite, Hirnzellensuspension verwandt. Die Affinität der Brenztraubensäure zum dehydrierenden Enzymsystem ist sehr groß; Absinken der Entfärbungszeit tritt erst auf, wenn die Brenztraubensäuremenge sich dem Farbstoffäquivalent nähert. 3 Mit avitaminotischem Hirn wurde in einigen Versuchen in Beschleunigung der Brenztraubensäuredehydrierung durch Vitaminzusatz gefunden. In der Mehrzahl der Fälle war Vitaminzusatz ohne Wirkung. 4 Unter anaeroben Bedingungen findet eine Dismutation der Brenztraubensäure statt. Quantitative Messung der anaeroben Bildung fixer Säure, Kohlensäure und Milchsäure führten zur Aufstellung der folgenden Dismutationsgleichung: 2 CH 3 CO COOH + H 2 O = CH 3 COOH + CO 2 + CH 3 CHOH COOH. 5 Bei der manometrischen Messung der Säurebildung bei Dehydrierung der Brenztraubensäure durch Methylenblau, wurde eine Bildung fixer Säure gefunden, deren Größe einer Dehydrierung zu Essigsäure und Kohlensäure, also einer oxydativen Dekarboxylierung entspricht. Eine Dismutation findet in Gegenwart von Methylenblau nicht statt. 6 Im tierischen Gewebe findet zum Unterschied von Hefe keine reine Dekarboxylierung statt. Die Kohlensäureabspaltung ist hier zwangsläufig verknüpft mit Dehydrierung der Brenztraubensäure.