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DIE BEDEUTUNG DER GONOKOKKENKULTUR FÜR DIAGNOSE UND BEHANDLUNG DER GONORRHÖE: (NEBST EINER ÜBERSICHT ÜBER DIE BEDEUTUNG DER CHEMORESISTENZ)
Author(s) -
Hagerman Gösta
Publication year - 1943
Publication title -
acta pathologica microbiologica scandinavica
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.909
H-Index - 88
eISSN - 1600-0463
pISSN - 0365-5555
DOI - 10.1111/j.1699-0463.1943.tb05011.x
Subject(s) - gynecology , art , medicine
Zusammenfassung Die Gonokokkenkultur hat erst in den Ietzten Jahren und namentlich seit Erscheinen der Arbeiten McLeods und seiner Mitarbeiter sowie Neumanns praktische Bedeutung erlangt. Durch die von Reymann eingeführten Röhren für den Proben‐versand, in denen sich die Proben bis zu 12 Stunden und oft noch länger halten, ist die Gonokokkenkultur als diagnostische Methode in die Reichweite der meisten Ärzte gerückt. Die grosse überlegenheit der Kultur gegenüber der mikroskopischen Untersuchung von Ausstrichpräparaten bei der Diagnose der Gonorrhöe, besonders bei Frauen, ist durch die Arbeiten der letzten Jahre, auch die des Verf.s, klar erwiesen. Auch bei Kulturen vom Rektum werden bisweilen Gonokokken gefunden, während die Ausstrichpräparate negativ sind. Die nach chemotherapeutischer Behandlung auftretenden Rezidive stellen sich oft sehr spät ein und lassen sich in vielen Fällen nur durch Kultur feststellen. Manche Patienten treten nach der Chemotherapie in ein Stadium latenter Gonorrhöe ohne klinische Symptome ein. Sie können lange Zeit symptomenfreie Ansteckungsträger sein, und die Gonokokken können in vielen Fällen nur durch die Kultur nachgewiesen werden. Da die von diesen latenten Keimträgern angesteckten Personen ebenfalls eine gegen Chemotherapie resistente Gonorrhöe bekommen, stellen die latenten Gonokokkenträger eine schwere öffentliche Gefahr dar, weshalb eifrig nach ihnen zu fahnden ist, und zwar besonders mittels Kultur. Bei der Bestimmung der Chemoresistenz in vitro gegen Sulfathiazol und Sulfapyridin hat sich eine sehr gute Übereinstimmung zwischen dem Resistenzwert und dem klinischen Behandlungserfolg herausgestellt. Die Prognose bei chemotherapeutisch behandelter Gonorrhöe lässt sich also mit grosser Sicherheit aus der Chemoresistenzbestimmung ablesen. Der Verf. schlägt vor, bei alien Fällen von frischer Gonorrhöe die Gonokokkenkultur und die Chemoresistenzbestimmung durchzuführen, um so die Behandlung und vor allem die Kontrolle nach beendigter Behandlung gemäss den Resistenzwerten gestalten zu können. Patienten mit in vitro resistenten Stämmen sind am besten bis zur endgültigen Heilung im Krankenhaus zu isolieren, so dass sie keine Möglichkeit haben, andere mit diesen resistenten Gonokokken anzustecken. Sowohl die praktische Erfahrung als auch experimentelle Untersuchungen sprechen dafür, dass Präparate der Sulfathiazolgruppe solchen der Sulfapyridin‐ und der Sulfanilamidgruppe vorzuziehen sind. Bei der Prüfung neuer Präparate ist stets auch die Chemoresistenzbestimmung auszuführen. In klinisch chemoresistenten Fällen ist eine erneute Behandlung mit stark erhöhter Dosis durchzuführen. Dies dürfte grössere Aussicht auf Erfolg haben, als wenn man wiederholte Versuche mit der beim ersten Male angewandten Dosis macht.