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Eine Untersuchung über das Vorkommen von CZERNYs Atmungsphänomen bei gesunden Kindern nebst einer Analyse der physiologischen sog. paradoxen Atmung im Kindesalter
Author(s) -
SHERLITZ GILLI
Publication year - 1943
Publication title -
acta pædiatrica
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.772
H-Index - 115
eISSN - 1651-2227
pISSN - 0803-5253
DOI - 10.1111/j.1651-2227.1943.tb15849.x
Subject(s) - gynecology , philosophy , medicine , humanities
Zusammenfassung Seit etwa 20 Jahren wird in der padiatrischen Literaturüber Chorea die soy. paradoxe Atmung (inspiratorische Einziehung der Bauchdecken bei Aufforderung zum Tiefatmen in Rückenlage) unter dem Namen CzERNysches Phänomen als ein für die Krankheit charakteristisches Symptom beschrieben, dem man auch diagnostischen Wert beimessen könne. Da der Verfasser das Phiinomen auch bei gesunden Kindern beobachtet hat, wurde das Vorkommen und der Mechanismus desselben an einem grossen Normalmaterial von Kindern ver‐schiedenen Alters naher studiert (1,893 Kinder im Alter von 5‐1 5 Jahren). Aus der Untersachung geht hervor, dass die paradoxe Atmung in ihrer typischen Form eine sehr gewohnliche Erscheinung schon bei gesunden Kindern ist. Sie findet sich namlich bei lege artis vorgenommener Prufung bei mindestens jedem dritten Kinde innerhalb gewisser Altersklassen (5–10 Jahre). Mit steigendem Alter nimmt sie an Haufigkeit ab, ist aber noch im Alter von 15 Jahren nicht ungewohnlich. Die nahere Analyse des Mechanismus der paradoxen Atmung ergibt, dass ortliche, altersbedingte Besonderheiten anatomischer oder bewegungsmechanischer Art nicht letzten Endes für das Auftreten des Phanomens verantwortlich zu machen sind, wenn auch die inspiratorische Einziehung der Bauchdecken ihre naturliche Erklarung als eine Kompensations‐bewegung bei wahrend des Versuches entstandenem Unterdruck in der Bauchhohle erhalt, sondern dass die Erscheinung ihre Wurzel wahrscheinlich in dern Wechsel des impulserteilenden Zentrums bei Ausfuhrung der Probe hat, den der ubergang von oblongatageregelter rhythmischer Atmung zu willkurlicher Tiefatmung bedeutet. Das Phanomen ist also im Grunde als eine 1)physiologische Koordinationsstiirung(« von der Art aufzufassen, die man auf ungenugende Punktion von synergisten‐ stirnulierenden und irradiationshemmenden zentripetalen Lei‐ tungsbahnen zuriickfuhrt, und deren Ursache am niichsten in ungenugender Ubung zu suchen ist. Als Parallelerscheinung der paradoxen Atmung gesunder Kinder sind die noch nicht zu volIer Koordination eingeiibten willkurlichen Bewegungen in den ersten Lebensjahren sowie die sog. physiologischen Mitbewegungen zu betrachten, deren Altersvariation im grossen und ganzen mit der der paradoxen Atmung iibereinzustimmen scheint. Wegen der grossen Verbreitung, die CZERNY s Phiinomen schon bei gesunden Kindern in den Lebensjahren hat, wo Chorea am haufigsten ist, warnt der Verfasser davor, im Einzelfall, wo Choreaverdacht besteht, das Vorhandensein der Ersoheinung als ein Zeichen von diagnostischer Bedeutung aufzufassen.