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Die Pflegekinder – ein gelöstes Oder ungelöstes soziales Kinderpflegeproblem?
Author(s) -
GYLLENSWARD CURT
Publication year - 1939
Publication title -
acta pædiatrica
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.772
H-Index - 115
eISSN - 1651-2227
pISSN - 0803-5253
DOI - 10.1111/j.1651-2227.1939.tb06738.x
Subject(s) - humanities , medicine , art , gynecology
Zusammenfassung. Zur Zeit gibt es in Schweden ungefähr 55,000 Pflegekinder im weiteren Sinne. Von diesen werden gegen 50,000 in privater Familienpflege erzogen. Die Aussichten der Pflegekinder auf physisch und psychisch vollwertige Pflege sind nach wie vor denen der im eigenen Heim aufwachsenden Kinder bei weitem unterlegen. 4/5 samtlicher Pflegekinder sind ausserehelich geboren. Ausserehelich geborene Kinder leiden 6mal so oft Not und entarten 3mal so oft, wie ehelich geborene Kinder. Durch Untersuchung des Klientels einer pädiatri‐schen Universitätsklinik wird gezeigt, wie diese Überrepräsentation der ausserehelichen Kinder im wesentlichen von den Pflegekindern bestimmt wild. Die Pflegekinder machen in Stockholm 2.2 % sämtlicher Kinder aus. Von der Klientel der pädiatrischen Universitätsklinik am Norrtulls Krankenhause bilden sie 4.6 %. Diese Überrepräsen‐tation beruht aus Erziehungsschwierigkeiten. Von den körperlich Kranken betrugen die Pflegekinder 2.4 %, von den schwererzieh‐baren 23.7 %. In einem Material von 1095 Kindern aus der Be‐ratungsstelle für Erziehungsschwierigkeiten am Krankenhause machten die Pflegekinder wenigstens 9 % aus. Über die Hälfte aller Pflegekinder hatten das Aufenthaltsheim bereits vor dem Alter von 3 Jahren wenigstens 2mal gewechselt. Ehelich und ausserehelich geborene Kinder laufen dasselbe Risiko im Pflege‐heim. Die Form der Pflege, nicht die Geburt, ist die Ursache des Misslingens der Erziehung. Die Pflegeheimerziehung muss mit ganz anderen Garantien umgeben werden, als zur Zeit der Fall ist. Die Pflege soil dauernder gemacht werden. Nur Pflegeheime, wo, wie man annehmen kann, die Kinder bleiben werden, können gebilligt werden. Der Wechsel des Pflegeheims ohne zwingende Gründe muss auf jede Weise verhindert werden. Pflegekinder sind zu untersuchen, bevor die Unterbringung derselben im Pflegeheim gestattet wird, und Pflegeheime sollten untersucht werden, bevor dieselben Pflegekinder aufnehmen dürfen. Eine laufende rasch veröffentlichte Statistik der Pflegekinder ist eine unabweisbare Notwendigkeit. Sozialpädiatrische Untersuchungen sind für die Präzisierung und Lösung der Probleme erforderlich. Der sozialpädiatrischen Forschung müssen in dem Masse die Wege geebnet werden, wie es die ausserordentliche Bedeutung dieses Fachgebiets erheischt.