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Vergleich zwischen dem Kapillarnetz des frühgeborenen und dem des reifen Kindes und Über die Bedeutung des unentwickelten Kapillarnetzes bei der Entstehung gewisser bei Frühgeburten vorkommender Eigenschaften.
Author(s) -
MALI ATLE M.,
RÄIHÄ. C.E.
Publication year - 1935
Publication title -
acta pædiatrica
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.772
H-Index - 115
eISSN - 1651-2227
pISSN - 0803-5253
DOI - 10.1111/j.1651-2227.1935.tb08397.x
Subject(s) - gynecology , philosophy , physics , medicine
Zusammenfassung. 1. Bei der Darstellung von Blutgefäss‐Injektionspräparaten wird die grössere Fragilität der Kapillaren von frühgeborenen im Vergleich zu denjenigen von reifen Kindern festgestellt. 2. Beim Färben des Kapillarbluts wird konstatiert, dass die Maschen im Kapillarnetz der Frühgeburt um so weiter und spärlicher sind, je kleiner dieselbe war, als sie zur Welt kam. 3. Es wird nachgewiesen, dass die grossen Maschen des Kapillarnetzes die Sauerstoffversorgung der Gewebe erschweren. 4. Auf den obigen Befund lassen sich folgende Umstände wenigstens zum Teil zurückführen: a) der relativ niedrige Grundumsatz der Frühgeburt, b) ihre Neigung zur Azidose, c) ihre schlechte Wärmeregulation. 5. Als eine Ursache der in den nächsten Tagen nach der Geburt auftretenden asphyktischen Anfälle wird der von dem weitmaschigen Kapillarnetz abhängende Sauerstoffmangel hervorgehoben. Die Entstehung von später, im Alter von 1 bis 3 Monaten vorkommenden aspyktischen Anfällen wird ausserdem durch die Abnahme des Bluthämoglobins begünstigt. 6. Es wird angenommen, dass die Periodizität der Atmung bei Frühgeborenen primär von dem durch das weitmaschige Kapillarnetz hervorgerufenen Sauerstoffmangel in den Atmungs‐zentra abhängt. 7. Die durch das weitmaschige Kapillarnetz hervorgerufenen Übelstände können eventuell auf die Entstehung der bei Frühgeburten häufig vorkommenden geistigen Entwicklungs‐schwäche einwirken. 8. Als ein Faktor, der die Entstehung des Ikterus neonatorum begünstigt, gilt der von dem grossmaschigen Kapillarnetz abhängende, ungewöhnlich kleine Flächenraum der Leberkapillarwände sowie die eventuell vom Sauerstoffmangel der Leberzellen herrührende mangelhafte Leberfunktion. 9. Es wird konstatiert, dass unsere bisherige Kenntnis der hormonalen Eegulierung des fetalen Wachstums uns zu der Annahme berechtigt, dass die Vermehrung der Kapillaren bis zum sechsten Fetalmonat eine relativ langsamere ist, als der Massenzuwachs des zentralen Nervensystems und des epithelialen Gewebes, und dass die Entwicklung des Kapillarnetzes vom sechsten Fetalmonat ab den Vorsprung verkürzt, den das Zentralnervensystem und die epithelialen Gewebe bis dahin im Wachstum gewonnen haben.