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Buchbesprechungen
Author(s) -
Günther Lange
Publication year - 2008
Publication title -
jddg: journal der deutschen dermatologischen gesellschaft
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.463
H-Index - 60
eISSN - 1610-0387
pISSN - 1610-0379
DOI - 10.1111/j.1610-0387.2008.06700.x
Subject(s) - citation , computer science , information retrieval , library science
Mit dem 7. Band der Ausgrabungen in Manching wird die anthropologische Bearbeitung der in den Jahren 1955 bis 1973 im Oppidum von Manching geborgenen menschlichen Skelettreste vorgelegt. Der Autor hat damit keine einfache Aufgabe übernommen, handelt es sich doch um ein „kunterbuntes Durcheinander“ von Skelettresten, ohne Individualzusammenhang, 9 mehr oder weniger erhaltene Skelette, 56 meist unvollständige Schädel oder größere Schädelteile und ca. 5000 Einzelknochen m vorwiegend sehr fragmentarischem Zustand, darunter 1500 Schädelbruchstücke. Wenn auch leider manche Skeletteile offensichtlich während der Ausgrabung durch Einwirkung des Schürfbaggers zerbrochen oder verzogen wurden, so läßt sich doch für die Mehrzahl der anthropologisch wichtigen Knochenfunde nachweisen, daß sie bereits tn zerbrochenem Zustand in die Gruben und Gräbchen der ehemaligen Siedlung gelangten. Auffallend ist dabei, daß Schädel oder Schädelteile häufig isoliert und ohne Unterkiefer gefunden wurden und vom Körperskelett vorwiegend nur die großen Extremitätenknochen vorliegen. Die sorgfältige Analyse des Fundmaterial ergab, daß die Skelettreste von mindestens 420 Individuen stammen, wobei Kinder und insbesondere Kleinkinder erheblich unterrepräsentiert sind, so daß der Autor annimmt, daß Kinder vorwiegend an anderem, bisher unbekanntem Ort gesondert bestattet wurden. Die Geschlechtsproportionen der Erwachsenen sind nach den Extremitäten und Beckenknochen ausgeglichen. Unter den Schädeln überwiegen aber, entgegen der Erwartung, deutlich die von jungen Männern. Zu Recht weist der Autor darauf hin, daß bei einer derartigen Situatiori weitergehende demographische Analysen nur als Versuch gewertet werden können, insbesondere auch im Hinblick darauf, daß trotz großflächiger Ausgrabung bis einschließlich 1973 nur knapp 2 % der Fläche des Oppidums ergraben war und zudem die Verteilungsdichte der menschlichen Skelettreste in den ausgegrabenen Arealen recht unterschiedlich ist. 94 % der Skeletteile stammen aus der vergleichsweise kleinsten Fläche im Bereich der Hauptbebauungszone. Unter der Voraussetzung, daß es sich bei den Skelettresten aus dem Siedlungsgebiet weitgehend um Relikte der ehemaligen Bewohner des Oppidums handelt, schätzt der Autor die Gesamtzahl der Individuen auf 18000 bis 19000 und die durchschnittliche Bevölkerungszahl auf 2680 bis 3750 (bei der Siedlungsdauer von 175 und 125 Jahren). Anthropologisch interessante Ergebnisse erbrachte der kraniometrische Vergleich der Manchinger Funde mit verschiedenen Serien der Hallstatt-, Lateneund Römerzeit aus dem Raum nördlich der Alpen und mit alamannischen und frühen fränkischen Serien. Mittelwertvergleiche der Schädelmaße ergaben keine statistisch signifikanten Unterschiede gegenüber der Hallstattgruppe aus österreich, dagegen deutliche Unterschiede gegenüber den zum Vergleich herangezogenen lateneund hallstattzeitlichen Populationen der Schweiz und Württembergs mit den kleineren Maßen der Manchinger Schädel vornehmhch in Hirnschädelbreite, kleinster Stirnbreite, Jochbogenbreite und Obergesichtshöhe. Von den germanischen Stichproben unterscheidet sich die Manchinger Serie durch die kleineren Maße in Hirnschädellänge, Obergesichtshöhe, Orbitaund Nasenhöhe. Nach der Penrose-Analyse setzt sich die Manchinger Serie nicht nurwie erwartet von den germanischen, sondern auch von den römerzeitlichen Vergleichsserien ab. Hinsichtlich der latenezeitlichen Populationen scheint sich die schon früher postulierte Unterscheidung in eine Ostund eine Westgruppe zu bestätigen. Die Manchinger Serie steht nämlich nach der Penrose-Analyse einer Vergleichsserie aus Böhmen am nächsten und weicht stärker von den westlichen Gruppen aus Württemberg und der Schweiz ab. Im Kapitel, ,Typenanalyse“ stellt der Autor zunächst die Heterogenität des Schädelmaterials aus Manching heraus. Dann aber unter 33 für die weitere Analyse geeigneten Schädeln drei Kraniotypen A, B, C, ,,Mischungen“ der Typen A und B und der Typen B und C zu postulieren, „europäischen Systemrassen“ zuzuordnen und z. B. einen Schädel als Vertreter der Cromagnon-Rasse zu bezeichnen, zeugt von Vorstellun-