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Buchbesprechungen
Author(s) -
Mark G. Lebwohl,
Warren,
R. Heymann,
John Berth-Jones,
Ian,
Coulson
Publication year - 2006
Publication title -
jddg: journal der deutschen dermatologischen gesellschaft
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.463
H-Index - 60
eISSN - 1610-0387
pISSN - 1610-0379
DOI - 10.1111/j.1610-0387.2006.06717.x
Subject(s) - citation , computer science , library science
Das Therapiehandbuch von Lebwohl (USA), Heymann (USA), Berth-Jones (GB) und Coulson (GB) gibt auf die sich uns täglich stellende Frage: „Now what do I do?“, bei 235 -benutzerfreundlich in alphabetisch Anordnung abgefassten Krankheitsbildern umfassend Antwort im Sinne einer „evidence based medicine“, wie es in vergleichbaren Werken z. B. von Katsambas/Lotti‚ European Handbook of Dermatological Treatments’ oder Altmeyer, Therapielexikon Dermatologie und Allergologie’ nicht üblich ist. Die sich daraus ableitende Frage nach der Gleichwertigkeit und Präferenz von Therapieoptionen auf ein konkretes Krankheitsbild bezogen muss sich jeder Dermatologe selbst beantworten. Auf den Punkt gebracht: Welche Rolle spielen sog. ‚evidence levels’ bei unserer Therapieentscheidung? Zirka 300 (!) Autor(inn)en, mit ganz wenigen Ausnahmen aus den USA und GB stammend, haben die Krankheitsbilder nach einem einheitlichen Schema abgefasst. In beinahe allen Fällen steht am Anfang ein klinisches Bild (Ausnahmen: z. B. Anthrax, Roseola infantum, Röteln) mit einer Kurzcharakteristik der Krankheit (Die Farbbilder sind größtenteils von guter Qualität und zeigen die typische Morphe an entsprechender Lokalisation.), an die sich eine knapp gefasste Darstellung der Behandlungsstrategie anschließt. Diese wiederum wird in 3 Kategorien eingeteilt: 1rst, 2nd, 3rd line Therapie. Die hierunter angeführten therapeutischen Optionen sind mit einem „evidence level“ (A-E) etikettiert, wobei letzterer nicht notwendigerweise mit dem Klassifizierungsgrad korrelieren muss und kann. Zum besseren Verständnis wird die entsprechende Originalliteratur mit einem sich auf die Therapie beschränkenden Kommentar angefügt. Diese mit viel Akribie durchgeführte Fleißarbeit ist zweifelsohne löblich, offenbart aber gleichzeitig, dass niedrige „evidence levels“ wie D und E bei so häufigen Krankheiten wie „pitted keratolysis“ (synonym Keratoma sulcatum) oder der Pityriasis rosea vorkommen, obwohl es genügend Patienten gibt, um doppelt-blinde, plazebo-kontrollierte Studien durchzuführen, ganz im Gegensatz z. B. zum Morbus Darier, bei dem auf Grund seiner Seltenheit Studien, die den „evidence level“ A verdient hätten, nicht zustande kommen können. Nichtsdestotrotz können und werden seltene Krankheiten therapiert, sicher teilweise nach dem „trial-and-error“Prinzip oder einer „Eminenz“-basierten Therapie. Dieser „Mangel“ an qualitätsgesicherter Medizin kommt beim erfolgreich therapierten Patienten nicht zum Vorschein und schmälert seine Zufriedenheit und sein Vertrauen in die Medizin in keinster Weise. An einem häufigen Krankheitsbild der Skabies sei verdeutlicht, dass die in dem rezensierten Werk angeführten Therapien nicht 1-zu-1 auf deutsche Verhältnisse übertragbar sind. Das 1st-line-Präparat Malathion als 0,5 % ige Lotion („evidence level“ C) ist nicht mehr als Präparat im Handel. Die Rezeptur mit 10 % igem Sulfur praecipitatum („evidence level“ B) wird nicht mehr verwandt. In Deutschland kommt als „off-label-use“-Präparat Ivermectin („evidence level“ A, 2nd line therapy) zum Einsatz. Interessante Anmerkung: Es gibt eine Publikation von Barkwell/Shields mit dem Titel „Deaths associated with ivermectin treatment of scabies“, in der 6 Monate nach erfolgreicher Therapie 1/3 der Behandelten verstorben sind. Zufall? Fazit: Das Therapiehandbuch stellt unstrittig eine Bereicherung für jeden dermatologisch Tätigen dar. Es macht darüber hinaus deutlich, dass auf dem therapeutischen Sektor noch Nachholbedarf auf dem Hintergrund einer ‚evidence based medicine’ im Hinblick auf Studien besteht, die das „Gütesiegel“ A verdienen. Claus Oster-Schmidt, Altenkirchen Eberhard Rabe, Horst E Gerlach Empfehlungen zur differenzierten Diagnostik und Therapie phlebologischer Krankheitsbilder Thieme, Stuttgart, New York, 2006-05-09 156 Seiten, 79,95 €