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„„Man photographiert Dinge, um sie aus dem Sinn zu verscheuchen‘‘
Author(s) -
Biendarra Anke S.
Publication year - 2006
Publication title -
orbis litterarum
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.109
H-Index - 8
eISSN - 1600-0730
pISSN - 0105-7510
DOI - 10.1111/j.1600-0730.2006.00827.x
Subject(s) - humanities , art , philosophy , phallus (fungus) , male genitalia , biology , zoology
Die Kafka‐Exegese hat durch die nuancierte Darstellung der problematischen Vaterfiguren das ödipale Drama der Söhne im Werk gleichsam zu einem Topos werden lassen. In Erweiterung dieser Forschungsergebnisse lenkt der vorliegende Aufsatz den Blick auf Geschlechterverhältnisse per se . Im Fragment Der Verschollene fungiert das Motiv der Photographie als strukturelles Moment der Figurenkonstellation, das die tragische Abwärtsbewegung der Hauptfigur Karl Rossmann in Amerika illustriert. Die im Photo nachgestellte geometrische Figur des familialen Dreiecks zementiert derart die Marginalisierung der Söhne zugunsten der weiblichen Charaktere im sozialen Mikrokosmos der bürgerlichen Familie, welche sich auch in der zeitgleich entstandenen „Verwandlung‘‘ findet. Parallel dazu treiben die Stellvertreterinnen der Mutter den Protagonisten konsequent in die Enge, so dass sich die Kafka'sche Familienhölle ultimativ nicht als eine von patriarchalischer Gewalt dominierte, sondern als kodierte Manifestation femininer Macht erweist, die zur Versklavung der männlichen Hauptfigur führt.

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