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Spielräume des auktorialen Diskurses bei Hermann Broch: Eine methodologische Novelle
Author(s) -
Martens Gunther
Publication year - 2004
Publication title -
orbis litterarum
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.109
H-Index - 8
eISSN - 1600-0730
pISSN - 0105-7510
DOI - 10.1111/j.1600-0730.2004.10799.x
Subject(s) - art , humanities , philosophy
Die moderne Narratologie hat ihr terminologisches Instrumentarium vorwiegend an Texten mit so genannten engeren Fokalisationen und Perspektivierungen (Virginia Woolf usw.) entwickelt. Das führt zu einer gewissen Verlegenheit, wenn man feststellt, dass z.B. in den modernistischen Texten Thomas Manns, Robert Musils und Hermann Brochs durchaus auktoriale Vermittlung von Bedeutung ist. Der folgende Beitrag hat sich zweierlei zum Ziel gesetzt: Zunächst erfolgt eine kritische Darstellung der einflussreichen normativen Poetiken, die die missverständliche Austreibung des auktorialen Erzählers aus der Literatur(wissenschaft) herbeigeführt haben, sowie eine Problematisierung der Art und Weise, wie Auktorialität mit Autor‐Intentionalität und Thesenroman gleichgesetzt wird. Anschließend wird ein kombiniertes Narrativik‐Modell, das einerseits im Sinne von Genette auf Informationsverteilung, andererseits auf grammatische Merkmale auktorialen Sprechens achtet, auf Brochs experimentelle Methodologische Novelle (1918) angewendet. Die Analyse versucht den Beweis zu erbringen, dass die Konvention des Allwissens und der Allmacht des Erzählers nicht unbedingt mit Dogmatik gleichgesetzt, sondern auch mit einem subversiven, dynamischen Akzent versehen werden kann.