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Thomas Manns Religiosität der Gnade
Author(s) -
Rey William H.
Publication year - 1999
Publication title -
orbis litterarum
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.109
H-Index - 8
eISSN - 1600-0730
pISSN - 0105-7510
DOI - 10.1111/j.1600-0730.1999.tb00292.x
Subject(s) - philosophy , humanities
Der folgende Aufsatz zeigt, daß Thomas Manns religiöse Haltung durch einen eigentümlichen Widerspruch zwischen agnostischer Skepsis und einer undogmatischen Gläubigkeit gekennzeichnet ist. Dem Zweifel an einem persölichen Gott widerspricht die Erfahrung einer gütigen Behütung in seinem Leben, die er als “gnädige Führung von Oben” begreift. Während noch im Zauberberg das Geheimnis des Menschen im Mittelpunkt von Thomas Manns Interesse steht, tritt im Umkreis des Josephromans eine Wendung zum Religionshistorischen und Mythischen ein, die zu der Grundidee eines Bundes zwischen Mensch und Gott im Dienste des Fort‐schritts zur wahren Humanität föhrt. In diesem Zusammenhang gewinnt auch der Begriff der Gnade erhöhte Bedeutung. Er erweist sich als Leitmotiv, das die folgenden Werke durchzieht. Thomas Manns Schuldbewußtsein ruft das Bedürfnis nach Reinigung hervor, das nur durch eine religiöse Instanz befriedigt werden kann. So zeichnet sich eine ganz undogmatische Modifizierung der Gottesvorstellung ab. Im Zusammenhang mit der Audienz beim Papst im Jahre 1953 wird Gott als unbekannter Gnadenspender impliziert, an den Gebete gerichtet werden können. Letzten Endes erweist sich die Liebe zum Schönen im platonischen Sinn als Zugang des begnadeten Künstlers zum Göttlichen. Am Beispiel Michelangelos zeigt Thomas Mann, daß sinnliche (auch homoerotische) Liebe im Werk fruchtbar wird. Dies entspricht auch seinen eigenen Erfahrungen ‐ trotz seiner Sorgen um den Zerfall seiner Schöpferkraft im hohen Alter.

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