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Anpassung und Widerstand bei Doris Lessing, Margaret Atwood und Christa Wolf
Author(s) -
Mundt Hannelore
Publication year - 1998
Publication title -
orbis litterarum
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.109
H-Index - 8
eISSN - 1600-0730
pISSN - 0105-7510
DOI - 10.1111/j.1600-0730.1998.tb00105.x
Subject(s) - art , philosophy
Was schmerzt mich eigentlich. Daß ich mich gewöhnt habe, wie alle, niemals genau das zu tun, was ich tun will. Niemals genau das zu sagen, was ich sagen will. So daßich wahrscheinlich, ohne es zu bemerken, auch nicht mehr denke, was ich will. Oder denken sollte. Vielleicht ist es das, was man Kapitulation nennt… 1 Everything they taught at the Red Center, everything I've resisted, comes flooding in. […] I want to keep on living, in any form. I resign my body freely, to the uses of others. 2 I played the game of complicity like everyone else. 3 Die Darstellung von Verzicht auf politischen Widerstand und Flucht ins idyllische Reservat in Sommerstück (1989) brachte Christa Wolf bekanntlich den Vorwurf ein, zu deutscher Innerlichkeit und Untertanenmentalität zu neigen. Eine geschlechtsspezifische Interpretation von Sommerstück auf dem Hintergrund von Doris Lessings The Memoirs of a Survivor (1974) und Margaret Atwoods The Handmaid's Tale (1985) läßt erkennen, daß Wolf voran eine in der zeitgenössischen westlichen Literatur diskutierte weibliche Autoritätsgläubigkeit anspricht. Weil nachweisliche intertextuelle Bezüge zwischen Lessings, Atwoods und Wolfs Texten nicht bestehen, müssen markante Korrespondenzen, die in einzelnen Motiven wie narrativen Strukturen nachzuweisen sind, überraschen. Die Protagonistinnen in Lessings und Atwoods Romanen sind, wie die zentralen Frauenfiguren in Sommerstück , von dem Gefühl machtlosen Ausgeliefertseins und Angst vor Widerstand geprägt. Sowohl bei Lessing wie Atwood verdeckt die Darstellung repressiver Weiten nur leicht die Kritik von weiblichem Abhängigkeitsbedürfnis, das zu selbstauferlegter und mitverschuldeter Unterdrückung führt. Diese frauenkritische Intention unterliegt auch Sommerstück. Wie im einzelnen nachzuweisen ist, liegt der Schwerpunkt von Wolfs Darstellung ländlich‐idyllischen Lebens auf weiblicher Unmündigkeit, Angst vor Orientierungsverlust, und vor allem Befangenheit in patriarchalischen Denkstrukturen. Diese Befangenheit spiegelt sich bei Wolf, wie auch bei Lessing und Atwood, in deren Fortschreibung bürgerlicher, patriarchalisch bestimmter Literatursprache wider.

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