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Erzähltempo oder Selektion?
Author(s) -
Farner Geir
Publication year - 1992
Publication title -
orbis litterarum
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.109
H-Index - 8
eISSN - 1600-0730
pISSN - 0105-7510
DOI - 10.1111/j.1600-0730.1992.tb01162.x
Subject(s) - art , philosophy , humanities
Wenn Gérard Genette Günther Müllers Theorie über Erzählzeit und erzählte Zeit dadurch verbessert, daß er die Erzählzeit an dem graphischen Umfang des Textes mißt, beachtet er nicht, daß die Zeit als Maß nicht wiedergibt, was und wieviel im Laufe des Zeitraums stattfindet. Das Ziel des Analytikers ist nicht, Handlungszeit mit Textlänge zu vergleichen, sondern die fiktive Wirklichkeit, die ‐ wenigstens theoretisch ‐ der literarischen Wiedergabe zugrundeliegt, mit der Wiedergabe (dem Roman, der Novelle u.s.w) zu vergleichen. In dem literarischen Werk fehlen Details, die in der fiktiven Wirklichkeit anwesend gewesen sein müssen, und es ist interpretatorisch relevant, diesen Unterschied zwischen fiktionalem Werk und fiktiver Wirklichkeit zu untersuchen. Dabei muß man beachten, daß das Verhältnis zwischen Handlungszeit und Textlänge nur unter günstigen Umständen dem Verhältnis zwischen fiktionaler Wirklichkeit und fiktivem Werk im bezug auf «Detailreichtum» entspricht. Die Termini Szene, Zusammenfassung, Ellipse, Pause und Zeitdehnung sind nach wie vor brauchbar, wenn man beachtet, daß man sie auf eine Analyse der Details stützen muß.

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