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Günter Grass: Die Rättin ‐ Struktur und Rezeption
Author(s) -
Kiefer Klaus H.
Publication year - 1991
Publication title -
orbis litterarum
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.109
H-Index - 8
eISSN - 1600-0730
pISSN - 0105-7510
DOI - 10.1111/j.1600-0730.1991.tb01925.x
Subject(s) - humanities , philosophy , art
Die «dialektische Einheit zwischen Werkstruktur und Interpretationssystem» (Warning) wird in Grass' Rättin in mehrfacher Weise zum Thema und zum Problem. Es handelt sich nicht nur um die narrative Wiederaufnahme eines alten Motivs (Ratten), einer alter Figur (Oskar) unter veränderten Bedingungen, nicht nur um die Aktualisierung von Textstrukturen im interpretatorischen Diskurs, sondern die Erzählsituation ist post‐futurisch angelegt; derart, daß weder Werk noch Interpretation überhaupt Berechtigung finden. Ist es doch ‐ in der Fiktion ‐ lngst um die ganze Menschheit geschehen, als Publikum bleibt allein die Rättin ‐ und die meisten Rezensenten nehmen zwei Monate vor Tschernobyl Grass' Warnung nicht ernts. Dessen verzweifelter und dennoch vitaler Versuch, die Endzeit als (so gut wie) geschehen zu erzählen und trotzdem «gegen an» zu sprechen, seine kafkaeske Ambivalenz zwischen Alptraum und Wirklichkeit zieht Bilanz hinsichtlich des eigenen Schaffens, der Leistung von Literatur und Fiktion in dieser Zeit, Bilanz auch der Humangeschichte. Grass' kühner Versuch verstößt experimentell gegen die Spielregeln des herkömmlichen Erzählens, allerdings bleibt die Frage der Angemessenheit von Thema und Verfahren ‐ auch und gerade nach Tschernobyl ‐ notwendigerweise offen, sie kann wohl nur von der Geschichte in ihrem zukünftigen Verlauf selber bean two rtet werden.

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