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Scheidung und Mischung: Sprache und Gesellschaft in Thomas Manns Buddenbrooks
Author(s) -
Wolf Ernest M.
Publication year - 1983
Publication title -
orbis litterarum
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.109
H-Index - 8
eISSN - 1600-0730
pISSN - 0105-7510
DOI - 10.1111/j.1600-0730.1982.tb01060.x
Subject(s) - philosophy , humanities , art
Summary Thomas Mann gebraucht in Buddenbrooks drei verschiedene deutsche Sprachformen: das Hochdeutsche, das niederdeutsche Platt und was er den »Lübecker Dialekt« nennt, eine Mischung von Hochdeutsch und Plattdeutsch, die als Missingsch definiert werden kann. Außerdem erwähnt er noch an einer Stelle eine Sonderform der Lübecker kaufmännischen Umgangssprache, die er ebenfalls als »Dialekt« bezeichnet. Dazu kommt noch eine Fremdsprache, das Französische. Da Buddenbrooks ein Gesellschaftsronman ist, besitzen alle sprachliche Elemente auch eine soziologische Funktion: sie zeigen den Platz einzelner Sprecher oder Gruppen innerhalb des Gesellschaftsgefüges an. Die drei genannten Grundformen des deutschen entsprechen als Standessprachen den Hauptschichten der Lübecker Klassengesellschaft. Die großbürgerliche Oberschicht spricht hochdeutsch, der kleinbürgerliche Miettelstand das Lübecker Missingsch und die unterste Volksschicht plattdeutsch. Die grundsätzlich geltenden Zuordnung der Sprachformen zu den drei Klassenschichten wird jedoch durch mannigfaltige Sprachmischungen eingeschränkt. Angehörige der Oberschicht sowie auch der Mittelstand sprechen neben ihren primären Standessprachen Häfrig auch noch plattdeutsch. Das Französische wird von dem alten Herrn Johann Buddenbrook in einer eigenartigen Sprachmischung mit dem Plattdeutschen kombiniert.