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Zum Mittelaltereinfluss in der modernen Dichtung: Ezra Pounds Chaucerbild
Author(s) -
Gugelberger Georg M.
Publication year - 1980
Publication title -
orbis litterarum
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.109
H-Index - 8
eISSN - 1600-0730
pISSN - 0105-7510
DOI - 10.1111/j.1600-0730.1980.tb01895.x
Subject(s) - humanities , pound (networking) , art , philosophy , world wide web , computer science
Verschiedene Wege bieten sich an, das komplexe Gesamtwerk von Ezra Pound, vor allem aber dessen “Cantos” dem Verständnis näher zu bringen. Einer der vielleicht aufschlussreichsten Interpretationswege scheint mir eine Analyse der Poundschen Mittelalterschulung zu sein. Sicherlich sind Autoren wie Dante, Cavalcanti, die provenzalischen Dichter, der Autor des altenglischen Seefahrergedichtes für eine derartige Analyse von grösster Bedeutung. Vergessen wird aber oft, dass Pound sich Zeit seines Lebens ausführlich mit Chaucer beschäftigte, der ihn in seiner eigenen Auffassung von Dichtkunst und Ubersetzungskunst bestarkte. Der Sprachduktus vieler Cantos ist von Chaucers Sprache beeinflusst. Dabei stutzt sich Pound weniger auf die Chaucerischen Hauptwerke, sondern hauptsächlich auf dessen kürzere Dichtungen. Ein wesentlicher Canto, Canto 81, vor allem ist völlig von Chaucer geprägt. Eine Analyse des Chaucereinflusses auf Pound bestärkt, vor allem wenn die Analyse in Hinblick auf andere mittelalterliche Dichter wie Dante und Cavalcanti betrieben wird, den Eindruck, dass Pounds Dichtung formell und sprachlich, vor allem aber in ihrem Kompendiencharakter, mittelalterlich bestimmt ist.