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René Chars »Le Bois de l'Epte« ‐ eine Allegorie des dichterischen Schöpfungsaktes
Author(s) -
Simonis Ferdinand
Publication year - 1977
Publication title -
orbis litterarum
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.109
H-Index - 8
eISSN - 1600-0730
pISSN - 0105-7510
DOI - 10.1111/j.1600-0730.1977.tb00720.x
Subject(s) - art , humanities , philosophy
Chars Lyrik ist Dichtung im Zeichen Heraklits. Es wird untersucht, in welchem Maße Prinzip und Gesetze der Heraklitischen Kosmologie in Chars Gedicht Bild, Empfindung und Gedanken prägen. Die Zerstörung der Vergangenheit erscheint als ein wesentlicher Aspekt im Schöpfungsprozeß Charschen Dichtens, dessen verschiedene Phasen das Gedicht » Le Bois de l'Epte « allegorisierend wahrnimmt. Der Nährboden der neuen poetischen Gestaltung, jener rosiers sauvages , ist die Asche des Vergangenen, une ruine laissée jadis par l'incendie , die unmittelbar das bewirkte, was der Dichter vergebens zu erlangen strebte in der Gefolgschaft jenes Baches, der als bas coureur und jade ermite zum Gegenbild kraftvollen Schöpfertums wird. Die Vernichtung der Strukturen einer Vergangenheit, auf deren Ruine die Synthese des Neuen plötzlich und ungewöhnlich erfolgt, wird zum Augenblick fruchtbarsten Gestaltens. Die harmonische Einheit der Gegensätze, ein in Hölderlins » Hyperione « gefeiertes Gesetz Heraklitischen Denkens, offenbart sich in Chars Gedicht in jenem der Feuersbrunst ( incendie ) entstiegenen rauque incarnat d'une rose , wo ein Prozeß vollzogen ist, den Char stets ersehnte: Die Ewigkeit des Blitzes. Zeuger der Feuersbrunst, manifestiert sich in der Dauer des Zeitlichen, in der Vergänglichkeit der Rose.