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Thomas Mann: Mario und der Zauberer Position des Erzählers und Psychologie der Herrschaft
Author(s) -
Böhme Hartmut
Publication year - 1975
Publication title -
orbis litterarum
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.109
H-Index - 8
eISSN - 1600-0730
pISSN - 0105-7510
DOI - 10.1111/j.1600-0730.1975.tb00704.x
Subject(s) - humanities , philosophy , art
Vor dem Hintergrund des faschistischen Italiens wird die Veranstaltung des Zauberers Cipolla zum Model1 der Verführbarkeit der Masse durch psychologische Manipulation. Zugleich wird im Zauberer Cipolla und dem Erzähler die Position des Irrationalismus mit der Position humaner Vernunft konfrontiert. Die Analyse des Erzählewerhaltens auf der Ebene sozialer Interaktion wie ästhetischer Organisation zeigt, daß der Status der »freischwebenden Intelligenz« (A. Weber) sich in autoritären Gesellschaften nicht halten Iäßt. Der im Zauberer Cipolla symbolisierte Totalitarismus von faschistischer Herrschaft hat in den autoritären Charakter‐strukturen der Masse und selbst des Erzählers seine psychoanalytisch erklärbare Grundlage. Die überraschende Ermordung Cipollas durch Mario wird vom Erzähler positiv als Schicksalsfügung gedeutet. Dies ermoglicht zwar die ästhetische Finalisierung des Geschehens im Sinn der klassischen Novellenstruktur, verdeckt aber auch, daß der entwickelte Widerspruch zwischen psychosuggestiver Auroritätsbildung und intellektueller Aufklärung nur durch politisch‐praktische Alternativen gelöst werden könnte.