z-logo
Premium
R. M. Rilkes “Erlebnis” als symbolistisches Phänomen
Author(s) -
Saalmann Dieter
Publication year - 1974
Publication title -
orbis litterarum
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.109
H-Index - 8
eISSN - 1600-0730
pISSN - 0105-7510
DOI - 10.1111/j.1600-0730.1973.tb01023.x
Subject(s) - humanities , philosophy
In dem vorliegenden Aufsatz wird versucht, Rilkes ‘Erlebnis’ unter dem Aspekt des französischen Symbolismus zu interpretieren. Als Ausgangspunkt der Analyse dient Rilkes Abhandlung ≤Moderne Lyrik≥ (1898), in der sich Anklänge an den ‘symbolisme’ feststellen lassen. Die dort beschriebene Erfahrung ≤der gefallenen Schranken≥ entspricht in ihrer Überwindung des Empirischen der symbolistischen ‘déformation’ des Vordergründigen. Durch dessen Negierung gelingt es dem Protagonisten des ≤Erlebnis≥‐Fragmentes, die Mallarmésche ‘distance intérieure', d. h. den Gegensatz von Subjekt und Objekt vorübergehend auszuschalten und das Bewutsein ≤reiner≥ Zuständlichkeit zu erlangen. Gemä Mallarmés Vorstellung von dem ‘hasard’ transzendiert das Ich des ≤Erlebnisses≥ den ‘Zufall’ in einem Augenblick epiphanischer ‘claritas'. Infolge der zeitlichen Begrenztheit dieser Empfindung kann es im Sinne des symbolistischen ‘suggérer’ nur zu einer ≤ahnbaren≥ Andeutung des Absoluten kommen. Diese Eliminierung des Materiellen vollzieht sich am Beispiel eines Baumes. Dessen Stofflichkeit wird zugunsten seiner begrifflichen Substanz aufgegeben. Die Sprache des ≤Erlebnisses≥ verwandelt sich somit in eine verwesentlichte Wortgebärde, welche das Quintessenzielle unter dem ‘regard absolu’ des symbolistischen ‘voyant’ blolegt. Rilkes Prosafragment verkörpert also ein entscheidendes Merkmal der Moderne, nämlich die Selbstreflexion des Wortkunstwerkes über seine schöpferische Prämisse.

This content is not available in your region!

Continue researching here.

Having issues? You can contact us here