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‘WAS GESAGT WERDEN MUSS’: GÜNTER GRASS'S ‘ISRAEL/IRAN’ POEM OF APRIL 2012
Author(s) -
Taberner Stuart
Publication year - 2012
Publication title -
german life and letters
Language(s) - English
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.1
H-Index - 12
eISSN - 1468-0483
pISSN - 0016-8777
DOI - 10.1111/j.1468-0483.2012.01586.x
Subject(s) - poetry , politics , feeling , art , history , literature , law , political science , philosophy , epistemology
Günter Grass's prose poem ‘Was gesagt werden muss’ caused immediate controversy upon its publication in the Süddeutsche Zeitung , La Repubblica und El País in April 2012. Grass's critics were appalled by his designation of a nuclear‐armed Israel as a threat to world peace. Some even accused him of anti‐Semitism or of trying to sublimate feelings of guilt or shame for his brief wartime service in the Waffen SS into a presentation of Germany's former victims as today's perpetrators. For his supporters, on the other hand, Grass had struck a blow against political correctness and voiced a truth that had all too long been repressed. This article steps back from the immediate political controversy surrounding the poem and examines the broader question of what it tells us about Grass's ‘intellectual posture’. Thus it discusses the text's hybrid genre as both poem and opinion piece and frames it as a reflection on ‘endings’, both potential and inevitable. How does the poem respond to the prospective ending of the tradition of littérature engagée and of Grass's authority as a public intellectual in the era of Facebook and Twitter, and, of course, to the elderly author's own ending as he approaches 85? Günter Grass’ Prosagedicht ‘Was gesagt werden muss’ löste unmittelbar nach seiner Veröffentlichung in der Süddeutschen Zeitung, La Repubblica und El País eine heftige Kontroverse aus: Grass’ Kritiker äußerten sich bestürzt über seine Behauptung, die Atommacht Israel gefährde den Weltfrieden; von einigen Seiten wurde er des Antisemitismus beschuldigt oder es wurde seine Position als Versuch beschrieben, die aus seinem Dienst bei der Waffen‐SS gegen Ende des Krieges erwachsenen Schuldgefühle dadurch abzuwehren, dass er die früheren Opfer Deutschlands nun zu Tätern erkläre. Seine Befürworter hingegen begrüßten, dass Grass, indem er eine lange tabuisierte Wahrheit aussprach, dem herrschenden Geist der political correctness einen entscheidenden Schlag versetzt habe. Dieser Artikel soll über die unmittelbare politische Kontroverse hinausgehen, um stattdessen die weiteren Implikationen des Gedichts im Hinblick auf Grass’ Position als Intellektueller zu untersuchen. Im Vordergrund steht dabei sowohl die hybride literarische Form des Textes zwischen Gedicht und Leitartikel, als auch seine literarische Auseinandersetzung mit ‘endings’. Inwieweit lässt sich das Gedicht als eine Reaktion auf ein mögliches Ende der engagierten Literatur und damit auch eine veränderte Rolle des öffentlichen Intellektuellen im Zeitalter von Facebook und Twitter verstehen? Und in welchem Verhältnis steht es zum absehbaren Lebensende seines bald 85 Jahre alten Verfassers?