POSTCOLONIALISM AND MIGRATION INTO GERMANY'S COLONIAL PAST

  ‘Postcolonial Germany’ is an over‐used yet under‐theorised term. This paper discusses the question of what is actually happening when colonialism is invoked in comparisons and analogies with contemporary multi‐ethnic Germany. By relating the assumed structural analogies of the colonial and the German multi‐ethnic situation to the earlier analogy between Germans of Turkish descent today and the pre‐war German Jewish community (a somewhat similar field where narratives of relatedness have been employed with similar reasons and objectives), the paper aims to shed some critical light on the more recent linking of colonialism and contemporary multiculturalism. The argument is that connecting the colonial past with the contemporary multi‐ethnic present raises complex issues of comparability or incomparability and touches upon the issue of shared history – and is thus a more complex issue than German postcolonial studies deems it to be. Aside from rethinking the comparisons and analogies currently in use, it is also imperative to broaden the analytical framework to include the current needs and concerns of those cast as the ‘colonised of today’ in the concept of ‘postcolonial Germany’. Die multi‐ethnische Situation in Deutschland wird zunehmend als eine ‘postkoloniale’ verstanden, jedoch ohne dass die theoretischen Implikationen ausreichend reflektiert werden. In diesem Essay geht es um die Frage, was eigentlich geschieht, wenn Vergleiche und Analogien mit dem Kolonialismus geltend gemacht werden, um die gegenwärtige Situation zu erklären. In diesem Sinne werden frühere Analogiebildungen zwischen den damals so genannten Gastarbeitern und der deutsch‐jüdischen Gemeinde im Vorkriegsdeutschland vergleichend herangezogen, um die in jüngerer Zeit aufgekommene Idee von Strukturanalogien zwischen der multi‐ethnischen und der kolonialen Situation in Deutschland kritisch zu beleuchten. Es wird betont, dass die Verbindung von kolonialer Vergangenheit und multi‐ethnischer Gegenwart komplexe Probleme der Vergleichbarkeit und Unvergleichbarkeit und vor allem von gemeinsamer und geteilter Geschichte aufwirft – komplexere Fragen also, als sie im Rahmen der deutschen postkolonialen Studien derzeit gestellt werden. Was in diesem Kontext neben dem grundsätzlichen Überdenken der Vergleiche und Analogien vor allem nötig wäre, ist der Einbezug der tatsächlichen Bedürfnisse und Belange der zu ‘kolonialen Subjekten’ Erklärten, die in dem theoretisch und analytisch gefassten Rahmen eines ‘postkolonialen Deutschland’ gegenwärtig ausgeschlossen bleiben.