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Wunderkammer und Apokalypse: Zu W.G. Sebalds Poetik des Sammelns zwischen Barock und Moderne
Author(s) -
Finkelde Dominik
Publication year - 2007
Publication title -
german life and letters
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.1
H-Index - 12
eISSN - 1468-0483
pISSN - 0016-8777
DOI - 10.1111/j.1468-0483.2007.00405.x
Subject(s) - humanities , philosophy , art
Der Artikel widmet sich der Frage, inwiefern Sebald das Motiv des Sammelns Teil seiner Poetik werden lässt. Dabei zeigen Querverweise zu Walter Benjamin, Robert Burton und Thomas Browne, dass Sebalds Manie des Sammelns (von Fragmenten, Fotos, etc.) sich am Kombinationsprinzip der barocken Wunderkammer orientiert und sein Stil verschachtelter Sätze von der Hypotaxe Thomas Brownes geprägt ist. So wie Goethe und Stifter für Sammel‐Konzepte des 19. Jahrhunderts, Walter Benjamin und Ernst Jünger für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts genannt werden können, so artikuliert Sebalds Poetik ein Sammelkonzept der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und indirekt auch eine mit der Struktur seiner Romane eng verbundene Theorie eines Sammelns nach Auschwitz . Ein Leben geprägt durch innere Zerstreuung braucht für seine Figuren mit pathologischer Notwendigkeit die wiederholte Bestätigung, im gesammelten Fragment, Foto, in der einzelnen Briefmarke eine Inspirationsquelle der Phantasie zur Rekonstruktion verlorener innerer Sammlung zu finden.