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Erinnerung, Fiktion und Geschichte. Über Die Transformation Des Erlebten Ins Kulturelle Gedächtnis: Walser – Wilkomirski – Grass
Author(s) -
Preusser HeinzPeter
Publication year - 2004
Publication title -
german life and letters
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.1
H-Index - 12
eISSN - 1468-0483
pISSN - 0016-8777
DOI - 10.1111/j.1468-0483.2004.00299.x
Subject(s) - humanities , art , philosophy
In alle Erinnerungen mischen sich konstruktive Anteile; das gilt für die schriftlich abgefassten Autobiographien in besonderem Maße. Zuweilen wird hier deutlich die Grenze zur fiktionalen Narration überschritten. Aber gerade der Fall Wilkomirski hat gezeigt, wo die ontologische Differenz gewahrt werden muss zwischen Erinnerungen als Wahrheitsaussagen und reinen Produkten künstlerischer Phantasie. Umgekehrt hat Walser diesen Anspruch gar nicht erhoben und ist dennoch für seinen Roman Ein springender Brunnen dafür haftbar gemacht worden, kein adäquates Bild der Vergangenheit geliefert und Auschwitz verschwiegen zu haben. Schließlich hat Grass mit seiner Novelle Im Krebsgang Geschichte mit den Mitteln der Fiktion ins Bewusstsein rücken wollen; das Vergessene sollte wieder Gestalt erhalten und Allgemeingut werden. Alle drei Autoren bieten Extrempunkte im Prozess der Transformation des Erlebten ins kulturelle Gedächtnis, in denen insbesondere das Verhältnis von Individuellem und Allgemeinem unterschiedlich gewichtet wird. Und sie unternehmen ihre Versuche zu einem historisch neuralgischen Zeitpunkt, in dem die Gesellschaft abzuklären sucht, wie der Holocaust, die NS‐Zeit und die Geschichte des Zweiten Weltkrieges – im Sinne eines Archivierens – erinnert werden sollen.

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