KRITIK DER DEUTSCHEN BAUERNTUMSIDEOLOGIE

Summary CRITICAL REMARKS ON THE GERMAN ‘BAUERNTUM’‐IDEOLOGY: German farmers are living in a crisis situation, which facilitates the propagation of rural ideologies. In this article critical remarks are made concerning images of rural life which have their roots in the past. The term ‘ideology’ is used, according to Geiger, in the sense of ‘false notion’. The task of criticism is to confront reality and ideology, and to show the disharmony between them. The conquered notions can be used to modify farmers' ideas about their own world in a more realistic way. The ‘Bauerntum’‐ideology originates in Romanticism. The historical roots of the image of the relation farmer‐God‐church can be traced back to the period of the Reformation and even further. The main visible purpose of the ‘Bauerntum’‐ideology seems to be to find arguments for the existence of a specific social value of agriculture. This value should consist of a defence mechanism against totalitarian systems and of an ability to avert forces which threaten society with self‐destruction. The ‘Bauerntum’‐ideology is pessimistic. Because of this, its supporters hold the conviction that farmers have to be warned against integration into industrialized society. Farmers should form an elite, by which society is constantly being reformed. Due to a lack of appropriate scientific research, criticism, as defined above, can for the time being only be tentative. Zusammenfassung KRITIK DER DEUTSCHEN BAUERNTUMSIDEOLOGIE: Die deutschen Bauern leben in einer Krisensituation, die die Ver‐breitung von Agrarideologien begünstigt. In diesem Beitrag werden vergangenheitsbezogene Vorstellungen vom Bauern und vom Bauerntum kritisiert. Unter Ideologic werden mit Geiger Gedanken oder Gedankenreihen verstanden, die der Wirklichkeit nicht ent‐sprechen. Aufgabe der Ideologiekritik ist es, Wirklichkeit und ideo‐logische Vorstellung 2u konfrontieren und nachzuweisen, daß sie nicht iibereinstimmen. Die gewonnenen Erkenntnisse können prak‐tisch angewendet werden, um das Bewußtsein der bäuerlichen Be‐völkerung von ‘dem, was ist’, zu berichtigen. Der Ursprung der deutschen Bauerntumsideologie liegt in der Romantik. Soweit es sich um das Verhältnis Bauer‐Gott‐Kirche handelt, reichen die geistesgeschichdichen Wurzeln der Ideologic bis in die Reformations‐zeit und weiter zurück. Der von außen erkennbare Hauptzweck der Bauerntumsideologie scheint zu sein, einen besonderen ‘sozialen Wert des Bauerntums’ zu begründen. Dieser Wert soil in einer Schutzwallfunktion gegenüber totalitären Gesellschaftssystemen und der Fähigkeit bestehen, Kräfte abzuwehren, die den Untergang der Gesellschaft von innen heraus herbeiführen. Die Bauerntumsideologie ist kulturpessimistisch. Deshalb glauben ihre Vertreter, die Bauern vor einer Integration in die industrielle Gesellschaft warnen zu müssen. Das Bauerntum soil vielmehr eine Elite bilden, die eine ständige Reformation der Gesellschaft betreibt. Da es an genügend geeigneten wissenschaftlichen Arbeiten fehlt, muß eine solche Kritik vorläufig Stückwerk bleiben.