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KRITISCHE BEMERKUNGEN UEBER DIE HIRNSCHWELLUNG
Author(s) -
Ambo Prof. Dr. Hisashi
Publication year - 1961
Publication title -
psychiatry and clinical neurosciences
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 1.609
H-Index - 74
eISSN - 1440-1819
pISSN - 1323-1316
DOI - 10.1111/j.1440-1819.1961.tb00632.x
Subject(s) - gynecology , physics , medicine
Zusamenfassungen Die Resultate von unseren experimentellen Forschungen über die Hirnschwellung und das Hirnödem sind im Auszuge mitgeteilt worden. Vor allem glückte es uns gut, bei Tieren eine tadellose Hirnschwellung im Sinne Reichardts durch chronische schwere Leberschädigungen zu erzeugen und dabei das freie und das gebundene Wasser getrennt zu bestimmen, urn die beiden Hirnaufblahungen zu unterscheiden. 1. Beim experimentell erzeugten Hirnödem stellten wir auch nasse Beschaffenheiten der Aussen‐ und der Schnittfläche des Gehirns, und histologisch starke Erweiterung der perivaskularen Raume, ein niedriges spezifisches Gewicht des Hirns und eine erhebliche Zunahme des freien Wassergehaltes fest. 2. Im Gegenteil liessen sich trockene Beschaffenheiten der Aussen‐und der Schnittfläche bei der Hirnschwellung nachweisen und dazu auch histologisch keine Erweiterung der perivaskulären Räume, ein spezifisches Gewicht wie beider Norm, eine eigentümliche Abnahme des freien Wassers mit stets einer Zunahme des gebundenen Wassers. 3. Ausser den zwei Formen der Hirnvolumenvermehrungen, Hirnödem und Hirnschwellung, nahmen wir die dritte an, die von Reichardt bloss als Hirnschwellung betrachtet wurde. Die Beschaffenheiten der dritten, der übergangsform nach dem Verfasser, lagen makroskopisch und mikro‐skopisch mitten zwischen den beiden Hirnvolumenvermehrungen, Hirnodem und Hirnschwellung, und entsprachen der Hirnschwellung mit fester Konsistenz nach Reichardt. Aber dazu zeigte sich eine merkliche Zunahme des gebundenen Wassers wie bei der Hirnschwellung mit klebrigen Schnitt‐flachen und weicher Konsistenz, während der Gehalt des freien Wassers zur Norm zurückkehrte. 4. Hirnödem ging manchmal von selber in der übergangsform in eine Zunahme des gebundenen Wassers einsetzend über. Auch konnte die übergangsform allmahlich infolge der Dehydration in die Schwellung mit trockener Beschaffenheit iibergehen. Aber man kann nicht stets so eine Wendung der Beschaffenheit der Hirnvolumenvermehrungen erwarten. Zum Beispiel ging eine Art der Hirnschwellung, die übergangsform nach dem Verfasser, die durch Nierenschädigungen erzeugt wurde, längere Zeit hindurch nie in die Schwellung mit weicher Konsistenz und klebriger Schnittfläche über. 5. Die Ansicht, dass das Hirnödem hinsichtlich der Entstehung in zwei Formen, das hämodynamische ödem und das dysorische, zu unterscheiden ist, besteht beim experimentellen Hirnödem auch zu Recht. Bei einem dysorischen ödem, das durch Aussetzung der Luft erzeugt wurde, stellten wir nach Trypanblau‐ oder Geygiblau‐Methode eine Schrankenstörung tadellos fest. Aber bei einem hämodynamischen ödem, das durch beider‐seitige Unterbindungen der Halsvenen zustande kam, ging kein Farbstoff vom Blut ins Hirngewebe hinein. 6. Wenn P 3 2 bei Tieren mit Hirnvolumenvermehrungen intravenös injiziert wurde, trat es weit schneller als bei der Norm ins Gehirn ein, zwar dem Odem vorangehend. 7. Aus den elektronenmikroskopischen Untersuchungen über die ex‐perimentellen Hirnvolumenvermehrungen kamen die erwarteten Früchte. Obgleich das histologische Charakteristikum des Hirnödems durch Erweiter‐ung der perivaskulären Räume sich dokumentierte, konnten wir dabei keine Erweiterung der perikapillären Räume elektronenmikroskopisch nach‐weisen. Dabei war das Zytoplasma der Neuroglia, die die Kapillaren dicht umschlossen, nur erheblich vergrössert, viel dünner in Efektronen‐dichtigkeit und ärmer an Zytoplasmabestandteile als bei der Norm. Und das Verständnis für diese elektronenmikroskopischen Erbegnisse, eine Art der ödematösen Quellung der perikapillären Neuroglia, wird dadurch voll geweckt, dass der Virchow‐Robinsehe Raum immer an der Stelle des übergangs von arteriellen oder venösen Gefässen zu Blutkapillaren trichter‐förmig, wie in einer Sackgasse, zu Ende kam. 8. Zu der Zeit, wo eine Hirnvolumenvermehrung vom ödemzustand zur Hirnschwellung überging, wurden die ödematösen Quellungen der Neuroglia um die Blutkapillaren zum Schwund gebracht, und dagegen dieselben Veränderungen der Neuroglia in Stellen fern von Blutgefässen immer deutlicher, und zwar in der sog. Hirngrundsubstanz. 9. Unter diesen Umständen konnten wir mikroskopisch keinen wesent‐lichen Unterschied zwischen Hirnödem und Hirnschwellung finden. Es besteht heute sogar noch zu Recht, dass Hirnodem und Hirnschwellung histologisch schwer fassbar sind. Also sollten die beiden mehr makrosko‐pisch und physikalisch‐chemisch leicht gefasst werden. 10. Trotzdem stellten wir licht‐ und elektronenmikroskopisch ver‐schiedene Veränderungen des Gehirnsbei experimenteller Hirnschwellung fest, nämlich die der Neuroglia, der Ganglienzellen und der Nervenfasern, dagegen bei Hirnödem fast keine, abgesehen von sogenannter Erweiterung der perivaskulären Räume. Die Veränderungen der Nervenfasern war dabei, besonders die der Achsenzylinder, am deutlichsten. 11. Als therapeutische und prophylaktische Massnahmen stehen folgen‐de Möglichkeiten zu Gebote: Applikation der verschiedenen hypertoni‐schen Lösungen, Applikation der Diureticae und der Dehydrationsmittel und andere. Natürlich liegt es in der Erzielung eines Dehydrationseffektes, aber dabei nur für das freie Wasser. Vor allem wies bei unseren Versuchen das Pereston‐N den besten Erfolg auf. Eine konzentrierte Harnstoff‐Losung ist auch eine gute Therapeutika des Hirnödems, aber man darf nicht dabei vergessen, dass es manchmal bei überschreitung der Dosierung eine Anreicherung des gebundenen Wassers hervorrufen mag, und zwar eine künstliche Hirnschwellung an Stelle von Hirnödem, das die Therapie zum Ziel hat.

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