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Hereditäre Hypoplasie der Genitalorgane bei Färsen des ungarischen Fleckviehs
Author(s) -
Hámori D.
Publication year - 1970
Publication title -
reproduction in domestic animals
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.546
H-Index - 66
eISSN - 1439-0531
pISSN - 0936-6768
DOI - 10.1111/j.1439-0531.1970.tb00096.x
Subject(s) - gynecology , medicine
Inhalt: Es wurden 2000 ungarische Fleckviehfärsen mit angeborener Hypoplasie bzw. Aplasie der Genitalorgane untersucht. Unter ihnen wurden 94 Färsen gefunden (=4,7%), die nach der Reihenfolge der Häufigkeit folgende Anomalien zeigten: Hypoplasia vaginae, Agenesia uteri, oviductus et ovarii 35,3 %; Pseudohermaphroditismus masculinus externus 31,9 %; Hypoplasia vesiculae seminales, Aplasia oviductus et ovarii unilat. 11,9 %; Aplasia cornuum uteri et oviductus 9,9 %; Uterus unicornis 5,5 % und Vagina et Cervix uteri duplex 5,5 %. 2. Die Anomalien der Genitalien traten zugleich zu 23,4 % mit unentwickelten Eutern und mit der Unfähigkeit zur Milchleistung auf. 3. 37,2 % der Färsen mit angeborenen Genitalanomalien waren Einzelfrüchte, 19,2 % gleichgeschlechtige (monozygote) Zwillinge, die übrigen stammten aus verschiedengeschlechtigen (dizygoten) Zwillingsträchtigkeiten. Über die Genitalanomalien der monozygoten, jedoch unfruchtbaren Zwillingsfärsen, sowie der aus dizygoten Zwillingsträchtigkeiten staminenden Färsen mit differierenden Blutgrup‐penfaktoren, des weiteren der Einlinge mit Genitalhypoplasien sind weitere Unter‐suchungen im Gange. 4. Ein Teil der untersuchten Färsen stammt aus Beständen, in denen die Genital‐hypoplasie durch heterozygote Bullen auf die Nachzucht vererbt wurde. Die An‐omalie zeigt einen rezessiven Erbgang. Die Vorkommenshäufigkeit der Anomalie in der Gesamtpopulation des Landes ist wesentlich kleiner als in den beobachteten Beständen. 5. Da die beschriebene Anomalie der Genitalorgane hauptsächlich durch Besamungs‐bullen verbreitet wird, lohnt es sich, Zuchtbullen nur von solchen Kühen und Bullen zur Zucht zu verwenden, die weder die Anlage zu Zwillingsträchtigkeiten noch für Genitalanomalien vererben. Contents: 1. Two thousand Hungarian Fleckvieh heifers with congenital hypoplasia or aplasia of the genital organs were examined. Of these, 94 heifers were found (4.7 %) which showed the following anomalies in order of frequency: — Hypoplasia of the vagina, agenesis of the uterus, oviducts and ovaries 35.3 X; masculine pseudo‐hermaphroditism 31.9 %; hypoplasia of seminal vesicles, unilateral aplasia of the ovary and oviduct 11.9 %; aplasia of the horns and oviducts of the uterus 9.9 %; unicornual uterus 5.5 %; and vagina and uterus duplex 5.5 %. 2. These anomalies of the genital tract were accompanied by a 23.4 % occurrence of underdeveloped udders and with the inability for milk secretion. 3. 37.2 % of the heifers with congenital genital anomalies were singletons, 19.2 % were monozygotic twins, and the remainder were dizygotic twins. Further studies are being carried out on the genital anomalies of the monozygotic infertile twin heifers, and also on the dizygotic heifers which had different blood group factors. 4. A number of the heifers examined were from herds in which genital hypoplasia was inherited though heterozygotic bulls. The anomalies werè recessive. The frequency of occurrence of these anomalies in the total cattle population of the country is significantly less than in these herds which were studied. 5. As the described anomalies of the genital organs are propagated principally by insemination bulls, bulls should be selected for this purpose only if their sires and dams have no history of throwing twins or genital anomalies. Schlußbetrachtungen Unter der Rasse ”Ungarisches Fleckvieh“ kommt Genitalhypoplasie und Inter‐sexualität als erbliches Merkmal vor. Die Manifestätionshaufigkeit von 4,7 % gilt nur für den untersuchten Großbestand, nicht aber für die Gesamtpopulation Fleckvieh. In den Fällen der Einlinge mit Genitalhypoplasie muß möglicherweise vorausgesetzt werden, daß die embryonale Entwicklung dieser Tiere als heterosexuelle Mehrlinge begann. Daher muß zur Abwendung der erblichen wirtschaftlichen Schaden der Kampf in der Rinderzucht hauptsächlich gegen Zuchtbullen und gegen Kühe gerichtet sein, die die Anlage zu Zwillingsgeburten vererben. Es dürfen also in den Besamungs‐stationen keine Bullen aufgestellt werden, die zur Milchrasse gehoren und die diese Anlage vererben. Zu diesem Zweck muß man die Fortpflanzungsanamnese der Bullenmütter beriicksichtigen: wenn nämlich eine Kuh öfter Zwillinge gebracht hat, darf man den von ihr stammenden Bullen nicht zur Zucht verwenderi. Über die Genitalanomalien der gleichgeschlechtigen unfruchtbaren Zwillingsfärsen sowie der aus verschiedengeschlechtigen Zwillingsgeburten stammenden Färsen mit differierenden Blutgruppenfaktoren, des weiteren der mit Genitalhypoplasien be‐hafteten Einlinge finden sich bislang in der Literatur keine Angaben. Diesbezüglich sind weitere Untersuchungen notwendig. Nach meinen Erfahrungen gibt es beim ungarischen Fleckvieh keine Koppelung zwi‐schen den erblichen Faktoren für weiße Farbe (Pigmentmangel) einerseits und Genitalanomalien andererseits, wie z. B. bei der White heifer disease der Shorthorns.