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Zur ökologischen Bedeutung der Spinnen der Vegetationsschicht von Getreide‐ und Rapsfeldern bei Zürich (Schweiz) 1
Author(s) -
Nyffeler M.,
Benz G.
Publication year - 1978
Publication title -
zeitschrift für angewandte entomologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.795
H-Index - 60
eISSN - 1439-0418
pISSN - 0044-2240
DOI - 10.1111/j.1439-0418.1978.tb02461.x
Subject(s) - spider , biology , population , araneus , vegetation (pathology) , forestry , geography , ecology , demography , sociology , medicine , pathology
Studies on the ecological importance of spider populations for the vegetation of cereal and rape fields Ecological investigations on spider populations of cereal and rape fields near Zurich (Switzerland) and their prey spectra in 1976/77 led to the conclusion that the population densities of spider populations of the vegetation strata were low (< 0.1–0.1 spiders/m 2 in corn fields, and 0.1–0.6 spiders/m 2 in other fields) and their impact on insect populations almost insignificant (100–1200 g insects/ha/year, mostly small diptera and aphids). Due to the destruction of the spider eggs at harvest at the end of July, the fields have to be repopulated from extensively or not cultivated small biotopes such as road sides and the margins of woods etc. every year. The yearly preying activity of the spiders of cereal and rape fields is thus restricted to 60–70 d between immigration and harvest, except for corn fields harvested later in the year. Numerically most dominant in the vegetation of cereal and rape fields were Theridium impressum, Tetragnatha extensa, Mangora acalypha, Araneus cucurbitinus, A. cornutus , and A. ceropegius.Zusammenfassung 1976 und 1977 untersuchten wir am Entomolog. Institut der ETH die Nahrungsökologie von Spinnen in der Vegetationsschicht von Weizen‐, Gersten‐, Roggen‐, Hafer‐, Mais‐ und Rapsfeldern bei Zürich. Da die an Getreide‐ und an Rapsblättern abgelegten Eikokons der Spinnen jeweils Ende Juli durch den Mähdrusch zerstört werden, müssen die Felder jedes Jahr neu besiedelt werden. Außer in Maisfeldern bleibt den Spinnen vom Einwanderungszeitpunkt bis zum Erntetermin nur eine beschränkte Aufenthaltszeit von 60–70 d/Jahr. Die Felder werden in den Monaten April/Mai/Juni von kleinflächigen, unberührten Saumbiotopen (Wiesenstreifen, Waldränder) aus besiedelt, entweder durch aktive Einwanderung oder passiv durch Fadenflug. Da in diesen Saumbiotopen Spinnenarten, die in ihren ökologischen Ansprüchen an die mikroklimatischen Bedingungen von Getreide‐ und Rapsfeldern angepaßt sind, nicht in solch großer Zahl produziert werden, daß davon Hunderttausende in die Felder auswandern könnten, wird die Vegetationsschicht der Felder meist nur dünn besiedelt: < 0,1–0,1 Spinnen/m 2 in Maisfeldern und 0,1–0,6 Spinnen/m 2 in den übrigen Getreidekulturen und im Raps. In Getreide‐ und Rapsfeldern leben vorwiegend Netzspinnen aus den Familien Linyphiidae, Theridiidae, Tetragnathidae und Argiopidae sowie Jagdspinnen aus der Familie Thomisidae. Zu den numerisch dominantesten Spinnen gehören die Arten Theridium impressum, Tetragnatha sp., Mangora acalypha, Araneus cucurbitinus, Araneus cornutus und Araneus ceropegius, A. cornutus und A. ceropegius sind die größten Spinnen der Felder. Frühmorgens bauen tagaktive, in der Abenddämmerung nachtaktive Spinnen ihre Netze auf. Der nachtaktive A. cornutus fing beispielsweise in einem Roggenfeld durchschnittlich 10–20 Beutetiere/Netz/Nacht. Umfangreiche Beuteanalysen ergaben, daß sich sämtliche dominanten pflanzenbewohnenden Spinnen in Getreide‐ und Rapsfeldern hauptsächlich von kleinen Dipteren und Blattläusen ernähren. Insekten aus den landwirtschaftlich bedeutungsvollen Familien Pentatomidae, Thripidae, Elateridae, Chrysomelidae, Scarabaeidae, Curculionidae, Noctuidae, Pyralidae und Tipulidae gehören zwar auch zur Beute der getreide‐ und rapsbewohnenden Spinnen, machen jedoch einen so kleinen Anteil an der gesamten Spinnennahrung aus, daß die Spinnen als Regulatoren von Getreide‐ und Rapsschädlingen dieser Familien ineffektiv sein dürften. Als Folge der kurzen Besiedlungszeit der Felder und der niedrigen Spinnendichte ist der Energiefluß durch die Spinnenmischpopulationen der Vegetationsschicht von Getreide‐ und Rapsfeldern gering (Insektenvertilgungsrate: ˜ 0,1 bis 1,2 kg/ha/Jahr). Deshalb kommt den Spinnen der Vegetationsschicht von Getreide‐ und Rapsfeldern bei Zürich vermutlich auch keine bedeutende Funktion als Prädatoren anderer Getreide‐ und Rapsschädlinge sowie indifferenter Insekten zu. Um die ökologische Bedeutung der Spinnen in Getreide‐ und Rapsfeldern jedoch gesamthaft beurteilen zu können, wird in einem nächsten Schritt auch die Nahrungsökologie der epigäischen Spinnen untersucht werden müssen.