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Zur Kenntnis der Raubwanze Himacerus apterus F. (Hetereptesa, Nabidae)
Author(s) -
Koschel Helmut
Publication year - 1971
Publication title -
zeitschrift für angewandte entomologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.795
H-Index - 60
eISSN - 1439-0418
pISSN - 0044-2240
DOI - 10.1111/j.1439-0418.1971.tb03132.x
Subject(s) - biology , ecology , forestry , botany , geography
Studies on the entomophageous bug Himacerus apterus F. (Heteroptera, Nabidae) . Part 2 deals with the biology, ethology and ecology of H. apterus. The average number of eggs amounted to 20,2 per female. The eggs are deposited within the stems of lower plants where they hibernate. H. apterus is very polyphagous. The young larvae feed on little insects and mites living on gramineae and herb plants. The third instars climb bushes and trees. The intraspecific behaviour depends on the degree of satiaton. The bugs show a menotactic orientation: by help of rays they are able to keep fixed directions. Vertical patterns are of particular importance For orientation. By means of an actograph, constructed for this purpose, the running‐activity was settled. H. apterus avoids agricultural localities. Chief biotops of this species are bright pine woods grown with gramineae and bushes. The employment of H. apterus for biological control of forest pests is not yet possible by reason of cannibalism and deficncy of eggs. Zusammenfassung Zur Erweiterung der bisher geringen Kenntnisse über die in bayerischen Kiefernwäldern stellenweise recht häufige Raubwanze Himacerus apterus F. wurden 1967–69 systematische, geographische, morphologische, biologische, ethologische und ökologische Untersuchungen durchgeführt. Die systematische Stellung sowie die Verbreitung der Art werden dargestellt. H. apterus kommt außer in den Alpen und auf den Nordfriesischen Inseln im gesamten Gebiet der Bundesrepublik vor. Die für eine Aufzucht der Wanze günstigsten Methoden und Bedingungen werden beschrieben. Die leicht beschaffbaren Maden der Glanzfliege Phormia regina erwiesen sich als optimale Ernährungsbasis für eine Massenzucht von H. apterus . Der äußere Körperbau sowie die äußeren und inneren Geschlechtsorgane beider Geschlechter werden beschrieben. In den bayerischen Untersuchungsgebieten waren 1967 und 1968 von 385 H. apterus ‐lmzgmes 89% kurzflüglige und 11% langflüglige Weibchen sowie 98% kurzflüglige und 2% langflüglige Männchen. Das Ei und die 4 Larvenstadien der Raubwanze werden beschrieben. Zu den Funktionen des Rüssels zählt wahrscheinlich auch die mechanische Aufbereitung der gelösten Nahrungspartikel. Der von H. apterus in die Beute gespritzte Stoff ist ein Nervengift. Das Gesamtgewicht der von einem H. apterus ‐Welbchen in 66 Minuten durch Gift getöteten Beutetiere betrug etwa 500 mg. Die Nahrungsaufnahme vollzieht sich im Wechselspiel zwischen Speichel‐Ausscheidung und ‐Aufnahme. Die Befruchtung der Eier findet bereits in den Eischläuchen statt. Das H. apterus ‐Weibchen besitzt im Gegensatz zu den meisten anderen Wanzen keinen Spermienbehälter (Receptaculum seminis). Die Eizahl betrug im Mittel 20,2 (ausgebildete Eier). Vom Körpergewicht des Weibchens läßt sich auf Grund des unterschiedlichen Ernährungszustandes nicht auf die Anzahl ausgebildeter Eier schließen. Die Eier werden im Herbst in die Stengel von Kräutern und Gräsern hinein abgelegt, wo sie überwintern. Die Entwicklung der Larvenstadien dauerte bei 21–22°C im Mittel 7,7 ‐ 7,9 ‐ 10,5 und 15,2 Tage. Es gelang, aus abgetöteten Weibchen herauspräparierte Eier zu überwintern und zur Entwicklung zu bringen. Das Nahrungsspektrum von H. apterus ist sehr umfangreich. Die Erst‐ und Zweitlarven ernähren sich von kleinen Insekten und Milben der Krautschicht. Von der Drittlarve ab geht H. apterus auf Sträuchern und in Baumkronen dem Beutefang nach. Die Tötungsrate richtet sich nach der Beutedichte. Sie betrug bei Beutetierüberangebot maximal fast 1 Beutetier pro Tag. Unter Laborverhältnissen ist H. apterus schwächeren Artgenossen gegenüber kannibalistisch. Das Verhalten der Artgenossen untereinander wird vom Sättigungsgrad bestimmt. Zwischen den Geschlechtern gibt es deutliche Verhaltensunterschiede. H. apterus orientiert sich im Raum menotaktisch: Mit Hilfe von Lichtstrahlen werden bestimmte Richtungen eingehalten (Lichtkompaß‐Orientierung). Besondere Bedeutung für die Orientierung haben auch vertikale Reizmuster. Charakteristisch für H. apterus sind Putzbewegungen mehrerer Beine zugleich. Optische und taktile Reize spielen die Hauptrolle beim Beutefang. Die Laufaktivität der Wanze wurde mittels eines hierfür konstruierten Aktographen registriert. Hinsichtlich der Biotop ‐Bindung ist H. apterus nicht euryök. Sie meidet landwirtschaftliche Kulturflächen. Hauptbiotop ist der lichte, nicht zu trockene Kiefernwald mit ausgebildeter Kraut‐ und Strauchschicht. Die wichtigsten biotischen Umweltfaktoren sind die Vögel als räuberische Feinde. Unter den abiotischen Faktoren dominiert die Kombination von Temperatur‐ und Luftfeuchtigkeit. Die Imagines sind kälteempfindlicher als die Larven. Ein Einsatz von H. apterus als Mittel der biologischen Schädlingsbekämpfung scheitert ‐ zumindest vorerst ‐ am Kannibalismus der gefangengehaltenen Tiere sowie am Mangel an Eiablagen.