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Beitrag zur Biologie und Taxonomie der Weidenkahneule ( Earias chlorana L.)
Author(s) -
Kurir Anton
Publication year - 1968
Publication title -
zeitschrift für angewandte entomologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.795
H-Index - 60
eISSN - 1439-0418
pISSN - 0044-2240
DOI - 10.1111/j.1439-0418.1968.tb03896.x
Subject(s) - biology
Zusammenfassung In einer Korbweidenkultur im Burgenland, die in einjähriger Nutzung be‐trieben wird, kam es in den Jahren 1965 und 1966 zu einer Massenver‐mehrung der Weidenkahneule ( Earias chlorana L.) auf der Bachweide ( Salix rubra Hudson). Sammel‐ und Zuchtmethode werden geschildert, der Biotop beschrieben. Earias chlorana ist eine bivoltine Insektenart, die im Laufe eines Kalen‐derjahres 2 Generationen ausbildet. Der Bivoltismus ist kein fester Vorgang, da auch Puppen der I. Generation überwintern können. In der gleichen Population bilden 90 % der Individuen zwei Generationen und 10% nur eine Generation im Jahr aus. Flugzeit und Eiablage der I. Generation sind im Freiland schwer zu er‐fassen. Sie erstrecken sich von Anfang Mai bis Anfang Juni mit dem Kulmi‐nationspunkt Mitte Mai. Die Eier werden in die Mitte des Terminaltriebes einzeln abgelegt. Die Embryonalentwicklung dauert im Durchschnitt 5 Tage. Die 4 Raupenstadien treten zu folgenden Zeiten auf: das 1. Stadium von Mitte Mai bis Mitte Juni, das 2. von Anfang Juni bis 19. Juni, das 3. von Anfang Juni bis 1. August und das 4. von Anfang Juni bis 4. August. Die Dauer des 3. Raupenstadiums betrug in Grenzwerten 5‐12 Tage, die des 4. 4‐11 Tage. Die beiden letzten Stadien dauern im Durchschnitt je 7 Tage. Die Kokonbildung fällt in die Zeit vom 15. Juni bis 15. August, mit dem Kulminationspunkt am 20. Juli (24 %), das Puppenstadium in die Spanne zwischen 17. Juni und 30. August. Die Dauer des Puppenstadiums betrug in Grenzwerten 6‐18 Tage, im Durchschnitt 11. Flugzeit und Eiablage der II. Generation fallen in die Zeit zwischen 17. Juni und 30. Juli, mit dem Kulminationspunkt am 29. Juni (24 %). Die Eier werden einzeln in den Terminaltrieb oder in die Spitzen der Lateraltriebe bei solchen Pflanzen, die Tendenz zur Verästelung zeigen, abgelegt. Die Embryonalentwicklung nimmt ‐ wie bei der I. Generation ‐ im Durchschnitt 5 Tage in Anspruch. Die einzelnen Raupenstadien der II. Generation treten in folgenden Mo‐naten auf: das 1. und 2. Stadium von 19. Juli bis 16. Oktober, das 3. von 24. Juli bis 6. Oktober und das 4. von 25. Juli bis 10. Oktober. Die Werte über die Dauer der 4 Stadien: 1. Grenzwert 4‐14 Tage, Durchschnitt 9, Dichtemittel 7 Tage (25 %); 2. Grenzwert 4‐19 Tage, Durchschnitt 8, Dich‐temittel 6 Tage (23 %); 3. und 4. Grenzwert je 4‐14 Tage, Durchschnitt und Dichtemittel (25 %) je 7 Tage. Die Herstellung der Kokons fällt in die Zeit vom 1. August bis zum 10. Oktober mit dem ersten Kulminationspunkt am 22. August (7%) und dem zweiten am 9. September (12 %). Die Puppenbildung der II. Generation tritt von 3. August bis 12. Oktober auf, mit dem ersten Kulminationspunkt am 24. August und dem zweiten am 11. September. Die überwinterung der II. Generation erfolgt im Puppenstadium inner‐halb des Kokons. 10 % der Puppen der I. Generation können ebenfalls über‐wintern. Der Habitus der Imagines wird beschrieben. Die Grenzwerte der Falter‐länge lagen zwischen 8,4 und 14,8 mm, der Mittelwert betrug 11,78 mm. Die Flügelspannweite wurde in Grenzwerten zwischen 14,3 und 24,8 mm und das arithmetische Mittel mit 20,90 mm ermittelt. Die Körperlänge variierte innerhalb von 6,0 und 10,3 mm bei einem Durchschnitt von 8,18 mm. Die Longaevitas beträgt ohne Nahrungsaufnahme 1‐4 Tage; bei Fütte‐rung mit Zucker‐ oder Honigwasser 2‐30 Tage, im Durchschnitt 16 Tage. Dies ist ein indirekter Beweis, daß die Falter im Freiland auf Nektar und Tau angewiesen sind. Der Habitus der Eier wird besprochen. Die Eiproduktion schwankt zwischen 1 und 101 Stück pro Weibchen, im Durchschnitt 80. Der Habitus der Raupen wird geschildert. Eine große Farbvariabilität des 4. Raupenstadiums ist für Earias chlorana sehr charakteristisch, wobei 14 Farbstufen auftreten. Die Mischfarbe “grün‐grau” ist mit 38,34 %, “grün‐braun” mit 14,21 %, “braun‐grau” mit 12,07 % usw. vertreten. Die Länge der vollerwachsenen Raupe lag zwischen 10 und 19 mm, das Dichte‐mittel bei 15 mm (24,22 %) und der Durchschnitt ebenfalls bei 15 mm. Die drei charakteristischen Formen der Wickelbildung, und zwar Bajo‐nett‐, Haken‐ und Nestform, werden beschrieben. Zirka 90 % der Wickel beherbergen nur eine Raupe. Die restlichen 10 % werden von 2‐6 Raupen bewohnt. Es treten 4 verschiedene Fraßarten auf: Rutenspitzen‐, Ruten‐, Blatt‐ und Blütenknospenfraß. Bei der Kokonherstellung werden die Phase vor dem Einspinnen, die Ein‐spinnphase selbst und das pathologische Einspinnen behandelt. Der Beginn der Kokonherstellung fällt in die Abenddämmerung; bis zur Vollendung dauert es bei 77,01 % einen Tag, bei 21,84 % zwei Tage und nur bei 1,15 % drei Tage. Der Habitus der Kokons wird geschildert. Es treten 8 verschiedene Ko‐konfarben auf, wobei braun mit 36,76 %, lichtbraun mit 22,43 %, dunkel‐braun mit 14,34%, lichtgrau mit 8,46%, grau und weiß mit je 8,09%, dunkelgrau mit 1,10 % und gelbgrau mit 0,73 % vertreten sind. Die Kokon‐länge wurde in Grenzwerten von 6,2‐10,9 mm und der Durchschnitt mit 8,97 mm ermittelt. Das Dichtemittel lag in der Klasse zwischen 9,9 und 10,1 mm (12,04 %). Für die Kokonbreite waren die Grenzwerte 2,0 und 4,4 mm, das arithmetische Mittel 3,47 mm und das Dichtemittel in der Klasse von 3,5 bis 3,7 mm (20,39 %). Einspinnplätze an der Pflanze: auf der Rute befestigten 57,14% der Raupen ihre Kokons, auf der Unterseite der Blätter 21,72 %, im Wickel selbst 13,14 %), auf der Blattoberseite 4,00 %, am Blattstiel 3,43 % und zwischen 2 Blättern 0,57 %. Kopflage der Kokons: Kopf nach oben wurde bei 62,29% und nach unten bei 37,71 % der Individuen registriert. 82,02 % der Raupen ver‐spinnen die Kielstelle des Kokons von innen, bei 17,98 % bleibt der Schlitz offen. Der Habitus der Puppen wird behandelt. Die Puppenlänge lag zwischen 5,7 und 9,5 mm, im Durchschnitt bei 7,78 mm, die Puppenbreite zwischen 2,1 und 3,4 mm, im Durchschnitt bei 2,86 mm. Korrelationsberechnungen wurden erstellt. Der Regressionskoeffizient für die Länge der Kokons betrug 0,29 ± 0,01 mm (= nimmt die Länge der Kokons im Durchschnitt urn eine Einheit zu oder ab, dann wird die Breite der Kokons um 0,29 mm größer oder kleiner). Für die Breite der Kokons wurde der Regressionskoeffizient mit 1,47 ± 0,07 mm ermittelt (= wenn die Breite des Kokons im Durchschnitt um eine Einheit steigt oder fälit, dann nimmt die Länge des Kokons um 1,47 mm zu oder ab). Die Abhängigkeits‐beziehung zwischen Kokonlänge und Kokonbreite wurde mlttels Korrela‐tionskoeffizienten errechnet, er betrug 0,66 ± 0,03 mm, womit bewiesen wurde, daß eine deutlich positive Korrelation besteht. Zwischen Raupenlänge und der Kokonlänge bzw. Kokonbreite besteht keine Korrelation. Ebenso besteht zwischen Raupenfarbe und Kokonfarbe keine Kausalität, dies wurde mit Hilfe des Chi‐Quadrat‐Testes bewiesen.