z-logo
Premium
Die Rüsselkäferfauna des Grünlandes und ihre phytopathologische Bedeutung
Author(s) -
Stein W.
Publication year - 1967
Publication title -
zeitschrift für angewandte entomologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.795
H-Index - 60
eISSN - 1439-0418
pISSN - 0044-2240
DOI - 10.1111/j.1439-0418.1967.tb02066.x
Subject(s) - art , physics , gynecology , humanities , philosophy , medicine
Zusammenfassung1 Als Grundlage für eine Beurteilung der phytopathologischen Bedeutung der Rüsselkäfer des Grünlandes wurde eine eingehende Untersuchung der Rüsselkäferfauna verschiedener Wiesen und Rotkleebestände durchgeführt. Die Flächen wurden in Hessen so ausgewählt, daß ein Vergleich des klimatisch günstigsten Gebietes an der Bergstraße (95 m über NN) mit der ungünstigen Lage auf der Wasserkuppe (825 m über NN) möglich war, wobei weitere Standorte in mittleren Höhenlagen in die Untersuchungen einbezogen wurden. Als “Normalstandorte” galten die aus dem Raume Gießen (etwa 150 m über NN). Die Verteilung der Beobachtungsflächen erlaubte gleichzeitig die Untersuchung pflanzensoziologisch verschiedenartiger Wiesen. 2 Die Rüsselkäferfauna der Wiesen wird ganz allgemein durch die an Rotklee lebenden Formen bestimmt, so daß von den insgesamt 77 gefangenen Arten nur 10–12 auf Wiesen (und übereinstimmend damit in reinen Rotkleebeständen) größere Bedeutung erlangen. Dabei kann der Anteil der einzelnen Arten je nach Standort beträchtliche Unterschiede aufweisen, wofür besonders abiotische Faktoren verantwortlich sind. In extremen Fällen (Fiederzwenkenrasen, Sumpfdotterblumenwiese) kann die Zusammensetzung der Rüsselkäferfauna auch durch die Vegetation stärker beeinflußt werden. 3 Am Beispiel der Wasserkuppe wurden die qualitativen und quantitativen Unterschiede zwischen verschiedenen Höhenlagen auf kleinem Raum ermittelt. Es zeigte sich, daß die Rüsselkäferfauna mit zunehmender Höhe immer arten‐ und individuenärmer wird, wobei die höchste Lage (825 m) fast käferfrei war. 4 Untersuchungen zur Phänologie der Rüsselkäferarten ergaben eine fast völlige Übereinstimmung innerhalb der gesamten Fauna: Dem Erscheinen aus den Winter‐quartieren folgt im Frühjahr die Eiablage und nach der sich anschließenden Praeimaginal‐Entwicklung schlüpft im Sommer (Juli–September) die neue Generation. Besonders eingehende Untersuchungen wurden über diese Frage im Raum Gießen angestellt. 5 Fragen der Erstbesiedlung wurden auf je einer neu angelegten Rotkleefläche und Wiese näher untersucht. Die Besiedlung ist abhängig von den Wanderungsbzw. Dispersionseigenheiten der einzelnen Arten und durchlief 3 typische Sukzessionen, wovon die letzte ( Apion‐Sitona ‐Sukzession) ganz allgemein als Klimax‐Stadium für Grünland im untersuchten Gebiet anzusehen ist. 6 Der Einfluß der Mahd konnte auf Grund der umfangreichen Fänge in Leihgestern und Gießen genauer ermittelt werden. Während die Rüsselkäferfauna insgesamt durch den Schnitt normalerweise nicht wesentlich beeinträchtigt wird, können einzelne Arten (z. B. in den Kleeblüten lebende Apion ‐Arten) starker betroffen werden. Darüber hinaus reduziert hohe Trockenheit nach dem Schnitt die gesamte Fauna beträchtlich. — Besondere Bedeutung für die Reaktionsweise einer Art besitzt deren Wanderneigung. Bei Formen mit echten Wanderungen (Wechsel zwischen Sommer‐ und Winterbiotop) können diese durch einen Schnitt frühzeitig ausgelöst werden. 7 Bei einem Vergleich der gefangenen Arten mit Literaturangaben über entstandene Schäden und mit eigenen Untersuchungen zu diesem Thema ergibt sich, daß 47 Rüsselkäferarten des Grünlandes als mögliche Schädlinge verschiedener landwirtschaftlicher Kulturen angesehen werden müssen. Ihnen muß eine Bedeutung bei der Neuanlage von Kulturen (besonders von Leguminosenflächen) in der Nähe des Grünlandes beigemessen werden. 8 Die Schäden durch Rüsselkäfer an den Rotkleepflanzen der Wiese können erheblich sein. In Untersuchungen wurde ermittelt, daß bis zu 50 % der Pflanzen teilweise beträchtliche Wurzelschädigungen durch Rüsselkäfer‐Larven aufweisen können. Allein für Apion virens ergaben Versuche eine starke Beeinträchtigung der Kleepflanzen bei fast normalem Befall, wobei z. B. die geerntete Grünmasse um rund 20 % reduziert sein kann. Auch die Absterberate ganzer Pflanzen war hoch. 9 Markierte Rotkleepflanzen einer Wiese wurden über 2 Vegetationsperioden verfolgt. Nur rund 40 % der Pflanzen hatten nach dieser Zeit noch grüne Triebe, die übrigen waren, z. T. mitsamt den Wurzeln, zerstört. Die überragende Bedeutung der Rüsselkäfer bei der Vernichtung der Pflanzen konnte durch verschiedene Untersuchungen nachgewiesen werden. 10 Versuche zur Bekämpfung stengelminierender Apion ‐Larven ergaben, daß mit systemisch wirkenden Mitteln eine fast vollständige Vernichtung der Schädlinge zu erzielen ist. 11 Wenn in den vorliegenden Untersuchungen auch der Nachweis erbracht werden konnte, daß die im Grünland durch Rüsselkäfer verursachten Schäden beträchtlich sein können, so wird doch der Vorschlag gemacht, vor allem auf Wiesen von einer chemischen Bekämpfung abzusehen und dafür zu versuchen, mit geeigneten Maßnahmen, die in der Diskussion näher erörtert werden, auf dem Kulturwege für eine Kompensierung dieser Schäden zu sorgen.Summary1 As a basis for the judgement of the phytopathological importance of the curculionids of greenlands extensive investigations were carried out about the curculionid fauna of several meadows and red clover fields. — The plots chosen in Hessia were situated between 95 and 828 m altitude. Those of Giessen (150 m above sea‐level) were considered as “normal plots”. 2 The curculionid fauna is characterized by those weevils living on red clover. Only 10–12 of 77 species caught were of greater importance. The percentage of the different species may vary from location to location; generally this is determined by abiotic factors. In some cases, however, the composition of the fauna may be influenced by the vegetation too ( Mesobrometum erecti and Bromion racemosi ). 3 The qualitative and quantitative differences in curculionids depending on the altitude over sea‐level were investigated at the mountain “Wasserkuppe”: With increasing altitude the number of species as well as that of specimens is decreasing. In 825 m only a few weevils were found. 4 Investigations on the phenology of the curculionid species showed a nearly complete synchronization of the whole fauna: after hibernation the weevils soon start egg laying and after the pre‐imaginal phase in july‐september the new generation hatches. 5 Problems concerning the first invasion into new meadows and red clover fields were of special interest. Three typical phases were found to follow each other, depending on migration and dispersion characters of the single species. The Apion ‐Sitona‐succession was found to be the climax phase of the composition of the curculionid fauna of greenlands. 6 The influence of mowing is different: while the fauna as a whole normally is influenced only slightly, some species, however, may be strongly disturbed (e. g. the Apion species living as larvae in the flowers of red clover). — High aridity after mowing reduces the whole fauna considerably. — In species with migration in summer or autumn cutting of the plants may induce this migration earlier than normal. 7 47 species of those caught at the several plots must be considered as injurious to culture plants. This fact has to be taken into consideration when cultures (especially legumes) are sown near meadows. 8 Damage caused by curculionids on red clover in meadows can be very heavy. Up to 50 % of all plants showed light to severe root destruction by larvae of some species. A. virens in higher population density was able to reduce the harvest of red clover by 20 % and to cause higher mortality of individual plants. 9 Over two vegetation periods marked red clover plants in a meadow were observed. At the end of this time only 40 % of these plants still had green stems and leaves, the other plants were destroyed, sometimes even including the roots. 10 Nearly a complete control of stem‐boring larvae of Apion virens was achieved by applicating systemic insecticides (Metasystox in high concentration and Disyston). 11 Inspite of the losses caused by curculionids in greenland, no insecticides should be applied, particularly in meadows. Damage should be compensated or at least reduced by culture methods, which are discussed in detail.

This content is not available in your region!

Continue researching here.

Having issues? You can contact us here