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Untersuchungen über die Populationsdynamik der Kleinen Fichtenblattwespe, Pristiphora abietina (Christ) (Hym. Tenthr.)
Author(s) -
Ohnesorge Bernhart,
Thalenhorst Walter
Publication year - 1966
Publication title -
zeitschrift für angewandte entomologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.795
H-Index - 60
eISSN - 1439-0418
pISSN - 0044-2240
DOI - 10.1111/j.1439-0418.1966.tb03828.x
Subject(s) - gynecology , philosophy , medicine
Zusammenfassung1 Untersuchungen über den Massenwechsel eines Schadinsekts sind nur dann vollständig, wenn auch die Latenz studiert wird. Dabei sind Zwischen‐latenz (zwischen Gradationen) und Dauerlatenz (dauernder Zustand im Latenzgebiet) zu unterscheiden. Da auf diesem Teilgebiet bislang so gut wie nichts bekannt ist, mußte am speziellen Objekt ‐ Pristiphora abietina (Christ) ‐ überhaupt erst einmal Tatsachenmaterial gesammelt werden: über Populationsdichte mit Niveau und Schwankungen, Struktur der Population, Generationsgeschichte und epidemiologische Umwelt. 2 Die Beobachtungs‐ und Suchflächen lagen in Niedersachsen, in dessen Norden sich Gradationsgebiete befinden, und dessen südliches Bergland zum Latenzgebiet der Kleinen Fichtenblattwespe gehört. Zusätzliche, aber nur einmalige stichprobenartige Kokonsuchen konnten in verschiedenen Höhenlagen des Schwarzwaldes durchgeführt werden. 3 Zweierlei Methoden wurden angewendet.a.  Alljährliches Sammeln und Aufziehen von Afterraupen gab Auf‐schlüsse (u. a.) über Populationsdichte und Parasitierung der Larven. b.  Einmalige Kokonsuchen an zahlreichen Stellen des ganzen Gebiets und die Analyse des jeweils aus einer Reihe von Jahren stammenden leeren Materials lieferten Mittelwerte für die Dichte und für gewisse Kom‐ponenten der Mortalität. Beide Methoden ‐ deren Vor‐ und Nachteile diskutiert werden ‐ er‐gänzen einander.4 Pristiphora abietina ist in Nordwest‐ und Südwestdeutschland offenbar horizontal und vertikal über den gesamten Siedlungsraum der Fichte ver‐breitet. Die Populationen des Latenzgebiets sind mit großer Wahrschein‐lichkeit autochthon. Ein Massenauftreten an den Hängen des Schwarzwaldes (Kunacker) scheint allerdings vom Freiburger Gradationsherd Mooswald her induziert worden zu sein. 5 Die Dominanz von Pr. abietina (= ihr relativer Anteil an der Gesamtheit der an der Fichte lebenden Nematinen) schwankt im Gradationsgebiet entsprechend lhrer Abundanz. Sie nimmt ‐ räumlich gesehen ‐ in Nord‐westdeutschland ziemlich kontinuierlich mit steigender Meereshöhe ab. Die Abundanz schwankt nach den bisherigen Unterlagen im Gradationsgebiet zwischen 800 und 1‐2 vollen Kokons pro qm. Für die Suchstellen des Latenzgebietes errechnen sich durchschnittliche Kokondichten ‐ je nach der Meereshöhe ‐ in der Größenordnung von 4‐0.2 vollen Kokons pro qm. Nach den Ergebnissen der Larvensuchen ist hier mit Populationsdichte‐Schwankungen im Ausmaß von 40: 1 bis 10: 1 zu rechnen. 6 Die räumliche Dispersion der Kleinen Fichtenblattwespe ist im Latenz‐gebiet diskontinuierlich (insular) bis höchstens semikontinuierlich. Geschlechterverhältnis, Eizahl und Konstitution von Pr. abietina sind in Gradations‐ und Latenzgebiet im wesentlichen gleich. Gewisse Beobachtun‐gen sprechen sogar dafür, daß die Konstitution im Latenzgebiet etwas besser ist. Hinweise auf eine nennenswerte Bedeutung des überliegens im Latenzgebiet haben sich nicht ergeben. 7 Auf Grund der Mortalitätsanalysen an den leeren Kokons kann ausgesagt werden: Mit Zunahme der Meereshöhe werden die Lebensbedingungen im Kokon‐lager ungünstiger, außerhalb des Kokonlagers günstiger. Für den Anstieg der Mortalität im Kokonlager sind nicht Parasiten, sondern andere (biotische oder abiotische) Faktoren verantwortlich. Im ”induzierten„ Gradationsherd Kunacker (s. 4) war die Kokonmortali‐tät abnorm hoch. 8 Unmittelbare Einflüsse des Klimas bzw. der Witterung, das Angebot an Knospen als Substrat für die Eiablage, die Qualität der den Larven ver‐fügbaren Nahrung, Struktur und Kleinklima des Kokonlagers gehören offenbar nicht zu den latenzbestimmenden Faktoren. Der Parasitierungsgrad liegt in Gradation und Latenz ungeachtet der großen Unterschiede der Populationsdichte nach Niveau und Schwankungs‐breite ungefähr in derselben Größenordnung. Es dominieren jedoch in den einzelnen Gebieten unter den Larvenparasiten jeweils andere Arten. Die Bedeutung dieser Tatsache ist allerdings schwer zu beurteilen, da sich auch Gra‐dationsgebiete und Teile des Latenzgebietes z. T. in ihren Parasitenspektren unterscheiden und gewisse Kokonparasiten in Gradations‐ und Latenzgebiet in etwa gleicher Dominanz vorkommen. Die Bedeutung von Räubern und Krankheiten ist noch wenig geklärt. 9 Nachdem eine Reihe von Faktoren als nicht ‐latenzbestimmend aus‐geschieden werden kann (s. 8), bleiben als verdächtig in erster Linie die lebendigen Gegenspieler der Kleinen Fichtenblattwespe übrig ‐ also Parasiten, und vielleicht Räuber und Krankheiten.Der weitere Vorstoß der Kausalanalyse setzt das Eingehen auf die Theo‐rie der Populationsdynamik voraus und muß einer späteren selbständigen Veröffentlichung vorbehalten bleiben.

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