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Zur Ökologie und wirtschaftlichen Bedeutung der Physokermes ‐Arten ( Homopt. Coccoidea ) an Fichte in Süddeutschland
Author(s) -
Schmutterer H.
Publication year - 1965
Publication title -
zeitschrift für angewandte entomologie
Language(s) - English
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.795
H-Index - 60
eISSN - 1439-0418
pISSN - 0044-2240
DOI - 10.1111/j.1439-0418.1965.tb03014.x
Subject(s) - gynecology , medicine
Zusammenfassung1 Temperatur und rel. Luftfeuchtigkeit bewirken bei den Physokermes ‐Arten im allgemeinen nur in Jahren mit extremer Sommerwitterung eine wesentliche Mortalität. Aus diesem Grunde sowie wegen der gleichfalls nur in Ausnahmefällen entscheidend wirksamen sonstigen Umweltfaktoren zeigt besonders Ph. hemicryphus in Mitteleuropa vielerorts lange Jahre hindurch eine Dauermassenvermehrung. Die jungen Wanderlarven sind durch abiotische Faktoren, insbesondere durch starke, schauerartige Niederschläge und heftigen Wind, am gefährdetsten. 2 Der Boden beeinflußt im Zusammenwirken mit Klimafaktoren die Nährpflanze in Abhängigkeit von seinen Eigenschaften günstig oder ungünstig. Eine Schwächung der Wirtspflanze durch ungünstige Bodenverhältnisse wirkt begünstigend für die Physokermes ‐Vermehrung. Auch gegenseitige Licht‐, Raum‐ und Nahrungskonkurrenz der Pflanzen sind befallsfördernd. 3 Parasiten, Räuber und andere biotische Umweltsfaktoren treten örtlich manchmal stark in Erscheinung wie z. B. die Zehrwespe Pseudorhopus testaceus bei Ph. hemicryphus und der Rüßler Anthribus nebulosus bei Ph. piceae . Sie haben aber nach den bisherigen Beobachtungen infolge der hohen Fortpflanzungskapazität der Quirlläuse keinen entscheidenden Einfluß auf den Massenwechsel. Die Ameisentrophobiose beeinflußt Ph. hemicryphus kaum, während bei Ph. piceae eine vermehrungsfördernde Wirkung möglich ist. 4 Die Physokermes ‐Arten sind keine ernsthaften Schädlinge; lediglich Ph. piceae richtet gelegentlich an Jungfichten bei Massenbefall einigen Schaden an. Der bienenwirtschaftliche Nutzen durch die Honigtauerzeugung, besonders der kaum schädlichen Art Ph. hemicryphus , ist viel wichtiger. 5 Ph. hemicryphus ist der wichtigste Honigtauerzeuger an Fichte. Diese Art übertrifft die honigtauliefernden Fichtenlachniden bei weitem an Bedeutung. Ph. piceae tritt gegenüber Ph. hemicryphus als Honigtauerzeuger stark in den Hintergrund. 6 Der Honigtau ist eine zuckerreiche, stark hygroskopische Flüssigkeit. Seine Erzeugung wird von der Temperatur und von der Tageszeit beeinflußt. 7 Der Quirllaushonigtau scheint von den Bienen mit Hilfe des Geruchsinnes wahrgenommen zu werden; auch der Gesichtssinn spielt beim Auffinden eine gewisse Rolle. 8 Der Witterung in den Früh Jahrsmonaten und während der Trachtzeit im Mai/Juni entsprechend läuft die jährliche Trachtperiode mehr oder weniger rasch ab und ist unterschiedlich ergiebig. Kühles Wetter zieht sie in die Länge, warmes kürzt sie ab. Letzten Endes ist in mittleren Höhenlagen (400–600 m) immer das Wetter im Mai/Juni für die Ergiebigkeit der Fichtentracht ausschlaggebend, vorausgesetzt, daß hinsichtlich Massenvorkommen von Quirlläusen, Lage der Bienenstände in der Nähe der Trachtquellen, Volksstärke usw. günstige Verhältnisse vorliegen.Summary1 Temperature and relative humidity show, generally speaking, a marked influence on the mortality of Physokermes spp. only in years with extreme weather conditions during the summer months. Because of this and the fact that other environmental factors cause an obvious mortality only in exceptional cases, Ph. hemicryphus , in particular, shows in Central Europe a high population lasting over many years. The young migrating larvae are most liable to danger from abiotic factors, particularly showers and strong winds. 2 The soil affects the foodplant together with the weather. Weakening of the hostplant by unfavourable soil conditions favours the multiplication of Physokermes spp. Mutual light, space, and food competition by the plants amongst themselves also favours the scale insects. 3 Parasites, predators, and other natural enemies often occur in numbers (e. g. Pseudorhopus testaceus , on Ph. hemicryphus ) but, according to numerous observations, have no great effect on the whole because of the high reproduction rate of the scale insects. Trophobiosis with ants has a limited positive effect on Ph. piceae . 4 Physokermes spp. are not serious pests. Occasionally Ph. piceae causes some damage to young Picea excelsa plants in severe attacks. The value of the coccids to apiculture in producing honeydew, particularly the scarcely harmful species Ph. hemicryphus is much more important. 5 Ph. hemicryphus is the most important honeydew producer on spruce. It greatly surpasses the honeydew producing aphids in Southern Germany. Ph. piceae is considerably inferior to Ph. hemicryphus as a honeydew producer. 6 The honeydew of the coccids is a highly hygroscopic liquid and rich in sugar. Its production depends on the temperature and the daytime. 7 Physokermes honeydew appears to be found by bees by olfactory means, sight also plays a certain part. 8 The annual period during which the honeydew of Physokermes spp. is collected by bees varies according to the weather conditions in May and June. Cool weather prolongs this period, warm shortens it. Finally, at medium altitudes in Southern Germany (400–600 m), the weather in May‐June always determines the amount of honey yield, assuming that favourable conditions exist as regards the mass occurrence of scale insects, position of beehives close to the sources, number of bee workers etc.