Premium
Züchtung giftresistenter Kleidermotten ( Tineola bisselliella [Hum.], Lep.)
Author(s) -
Kühne Helmut,
Becker Günther
Publication year - 1965
Publication title -
zeitschrift für angewandte entomologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.795
H-Index - 60
eISSN - 1439-0418
pISSN - 0044-2240
DOI - 10.1111/j.1439-0418.1965.tb03002.x
Subject(s) - microbiology and biotechnology , dieldrin , biology , gynecology , chemistry , medicine , pesticide , ecology
Zusammenfassung Im Laboratorium unter konstanten Klima‐Bedingungen (24° C und 65% relative Luftfeuchte) wurde untersucht, ob die Kleidermotte ( Tineola bisselliella [Hummel]) in der Lage ist, gegen das als Wollschutzmittel verwendete Fraßgift ”Mitin FF hoch conc.„ und gegen das im ”Dielmoth„ ebenfalls als Wollschutzmittel benutzte Berührungsgift Dieldrin Resistenz zu entwickeln. Es wurden drei Stämme aus Berlin und ein Laboratoriumsstamm aus Basel von der J. R. Geigy AG geprüft. In ihrer ursprünglichen Giftwiderstandsfähigkeit unterschieden sich die vier Stämme nach Überlebensrate von Eilarven und Fraßmengen dreiwöchiger Raupen nicht deutlich. Doch hatte der Stamm aus Basel eine längere Entwicklungsdauer (66 Tage) als die Berliner Stämme (52, 56 und 57 Tage) und ein höheres durchschnittliches Faltergewicht (6,0 mg) als diese (3,4; 4,6 und 4,6 mg). Wurden die Raupen auf Wolle mit 0,1 % Mitin oder 0,0001 % Dieldrin aufgezogen, so daß etwa 50% der Eilarven überlebten, so verringerte sich das Gewicht der Falter um 3–26%. Die Entwicklungsdauer und der Anteil von ♂♂ (45–50%) und ♀♀ (50–55%) blieben unverändert. Aufzucht unter dauerndem Mitin‐ oder Dieldrin‐Einfluß verminderte auch die durchschnittliche Lebensdauer der Falter — bei den ♂♂ von etwa 22 Tagen auf 12 Tage, bei den ♀♀ von etwa 11 auf 9 Tage — und die Eianzahl je ♀ von etwa 100 auf 60–80. Halbstündiges Aussetzen dreiwöchiger Raupen auf Gewebe mit 0,4% Dieldrin führte zu Autotomie‐Erscheinungen unter den entstehenden Faltern und zur Abtötung von etwa 75 % der Eilarven der nächsten Generation. Entsprechende Behandlung frischgeschlüpfter Falter verminderte — trotz anfänglicher Erhöhung — die durchschnittliche Eiablage auf etwa 75%, verkürzte die Lebensdauer (auf etwa 5 Tage bei ♀♀) und tötete ebenfalls noch etwa 75% der Eilarven der nächsten Generation. Nach 3 Generationen Selektion (ungefähr 50% Überlebensrate) mit Mitin oder Dieldrin zeigten sich bei allen Stämmen noch keine deutlichen Anzeichen für Resistenz. Nach 10 Generationen war die Resistenz von je 4 weiter selektierten Populationen des von der 5. Generation an allein weiterbenutzten Baseler Stamms gegenüber Mitin noch nicht auf das l,5fache, gegenüber Dieldrin aber auf das mindestens 2–3fache, in einem Fall sogar auf das 20fache gestiegen. Das Einschieben einer giftfrei aufgezogenen Generation veränderte die Resistenzwerte nicht. Die weiterhin nach 15, 20 und 25 Generationen Selektion geprüfte Resistenz der widerstandsfähigsten Populationen wurde bei Mitin‐Behandlung bis zur 20. Generation weiter leicht erhöht, erreichte aber nicht einmal ganz das 2fache der ursprünglichen Widerstandsfähigkeit. Die Dieldrin‐Resistenz stieg nach der 15. Generation auf das 40–50fache, nach der 20. Generation (in ungefähr 4 Jahren) auf das etwa 70fache an, sie erhöhte sich danach ebenfalls nicht mehr; die 2 weiteren Dieldrin‐resistenten Populationen besaßen nach 20 Generationen etwa 50fache Resistenz, hatten also an Widerstandsfähigkeit aufgeholt. Die auf das etwa 2fache gestiegene schwache Mitin‐Resistenz war mit leicht gesteigerter Empfindlichkeit für Dieldrin und das Fraßgift ”Eulan U 33„ gekoppelt. Die Empfindlichkeit für das Fraßgift Martiusgelb (DAN) blieb unverändert. Die auf das etwa 70fache gestiegene Dieldrin‐Resistenz verringerte die Widerstandsfähigkeit gegen Mitin leicht, beeinflußte aber die gegen ”Eulan U 33„ und Martiusgelb nicht. Die erworbene schwache Mitin‐Resistenz ist für die Praxis bedeutungslos. Vorschriftsmäßig für den Dauerschutz mit Dieldrin behandeltes Gewebe kann dagegen von den Raupen mit 70facher Dieldrin‐Resistenz fast wie völlig giftfreie Wolle durch Lochfraß zerstört werden. Indessen wird die Fähigkeit der Kleidermotte zum Erlangen einer Dieldrin‐Resistenz für die Bundesrepublik Deutschland durch die 1964 erfolgten Einschränkungen bei der Verwendung von Dieldrin im Mottenschutz ebenfalls wirtschaftlich ohne Bedeutung bleiben. Summary Three strains of the Webbing Clothes Moth ( Tineola bisselliella [Hum.]) from Berlin and one strain from Basel (Switzerland) did not differ in their original resistance against the stomach poison “Mitin FF hoch conc.” and against “Dielmoth” which contains the contact poison dieldrin. But the moths from Basel had a longer developmental period and their imagines a higher weight than those from Berlin. Breeding under continous influence of Mitin or dieldrin (rate of survival about 50%) decreased weight, duration of life and egg number of the imagines. The developmental period of larvae and sex ratio remained unchanged. Short influence of dieldrin in high concentration on larvae of medium size and on freshly emerged imagines in both cases caused autotomy among the imagines and killed a part of the egg‐larvae of the following generation. Up to the 20th generation (within four years), selection with Mitin (rate of survival about 50%) increased the original resistance two times, with dieldrin 70 times. There was a slight negatively correlated cross‐resistance between Mitin and dieldrin. The susceptibility for the stomach poison dinitro‐α‐naphthol (DAN) remained unchanged in both of the resistant populations. The slight resistance against Mitin somewhat increased the susceptibility for the stomach poison “Eulan U 33”. The slight resistance against Mitin is unimportant for practical conditions. But dieldrin‐resistant larvae are able to damage woollen fabrics ordinarily moth‐proofed with Dielmoth like untreated fabrics.