z-logo
Premium
Zur Verbreitung und Ökologie der hügelbauenden Waldameisen in den Ostalpen 1
Author(s) -
Eichhorn O.
Publication year - 1964
Publication title -
zeitschrift für angewandte entomologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.795
H-Index - 60
eISSN - 1439-0418
pISSN - 0044-2240
DOI - 10.1111/j.1439-0418.1964.tb02942.x
Subject(s) - physics
Zusammenfassung Ergänzend zu den sehr gründlichen Aufnahmen über die Verbreitung der hügelbauenden Waldameisen in den italienischen und Schweizer Alpen (P avan 1959, K utter 1961) wird ein erster Beitrag zur Verbreitung dieser Gruppe in den österreichischen Ostalpen geliefert. Die Aufnahmen wurden in den Jahren 1959 bis 1962 durchgeführt. Für F. rufa, F. polyctena, F. lugubris, F. aquilonia und F. nigricans oder cordieri , die nicht alle durch einwandfreie differentialdiagnostische Merkmale unterschieden werden können, wird eine Beborstungstabelle aufgestellt, die die Borstenzahl auf der Schuppe und den Mesopleuren berücksichtigt. Die meisten Populationen können nach den Mittelwerten der Schuppen‐ und Mesopleurenborstenzahlen eingeordnet werden, doch treten auch “Mischpopulationen” zwischen F. aquilonia und F. lugubris bzw. F. polyctena auf, die besondere Berücksichtigung erheischen. Die Fundortlisten (Kap. III 1 ) und Verbreitungskarten (Abb. 1 u. 2) zeigen, daß regional gesehen alle hier behandelten Arten im gesamten Gebiet der Ostalpen vorkommen; in Beziehung auf ihre Hohenverbreitung und waldtypenmäßige Verbreitung ergeben sich jedoch deutliche Unterschiede. Es sind zwei Vierergruppen zu unterscheiden. Die erstere mit F. rufa, F. polyctena, F. nigricans oder cordieri und R. sanguinea hat ihren Verbreitungsschwerpunkt unter 1000 m Seehöhe und beherrscht die Ebene, Vorberg‐zone und die unteren und mittleren Gebirgslagen; die zweite Gruppe mit F. lugubris, F. aquilonia, F. truncorum und C. exsecta herrscht in den höheren Gebirgslagen und hat ihren Verbreitungsschwerpunkt um und über 1000 m Seehöhe. Die erste Gruppe ist in der collinen Ei‐Hb‐Stufe stark vertreten, während die lugubris‐, aquilonia‐, truncorum‐, exsecta ‐Gruppe dort fehlt. F. rufa und F. polyctena besiedeln vor allem die collinen Ei‐Hb‐Wälder, die frischen Föhrenwälder und die (Fi‐)Bu‐Ta‐Mischwälder der montanen Stufe. Demgegenüber bewohnen F. lugubris und F. aquilonia hauptsächlich die (Fi‐)Bu‐Ta‐Mischwälder der Montanstufe und die nach oben anschließenden Waldtypen der hochmontan‐subalpinen Stufe ([Ta‐]Lä‐Fi‐ und [Fi‐] Lä‐Zi‐Mischwälder) sowie Krummholzbestände und Zwergstrauchheiden (Tabelle 5). Im Krummholzgürtel und in der Zwergstrauchheide bleibt F. aquilonia gegenüber F. lugubris zurück. F. nigricans oder cordieri hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in der Ei‐Hb‐Stufe, nistet aber auch gerne im montanen Föhrenwald. F. truncorum meidet die Waldtypen der collinen und subalpinen Stufe und erweist sich als “Element der mittleren Gebirgslagen”. C. exsecta hat einen ähnlichen Verbreitungsschwerpunkt wie F. lugubris , indem sie besonders häufig im subalpinen (Fi‐)Lä‐Zi‐Mischwald und im Krummholzgürtel vorkommt. R. sanguinea tritt in allen Waldtypen in trocken‐heißen Biotopen auf, dringt aber nach oben nicht in die Stufe der subalpinen (Fi‐)Lä‐Zi‐Wälder und in den Krummholzgürtel vor. Die montanen Bu‐Wälder und die Erica carnea reichen Föhrenheidewälder sind besonders arm an Nestern der nützlichen Waldameisen. Im Urwald Rotwald bot sich Gelegenheit, die Ameisenfauna in einem von den Menschen praktisch unberührten Gebiet zu studieren. Es fällt auf, daß F. aquilonia fast konkurrenzlos den Urwald besiedelt. In dichtgeschlossenen (“dunkleren”) Partien des Urwaldes konnten 3 Nester/ha festgestellt werden, in den lichteren, höher gelegenen bis 6 Nester/ha. Nester von Arten der Serviformica ‐Gruppe sind im Urwald ebenso selten wie die anderer Ameisenarten, so daß man daraus schließen muß, daß F. aquilonia zu selbständiger Koloniegründung fähig ist. Von F. rufa und F. lugubris fanden sich in den Ostalpen rund 2/3 der Nester außerhalb geschlossener Bestände auf Kulturflächen, an Waldrändern usw. und nur 1/3 innerhalb des Waldes; bei F. polyctena und F. aquilonia liegen die Werte fast genau umgekehrt. Im Kapitel V werden die acht hügelbauenden Waldameisenarten ökologisch charakterisiert und ihre Bedeutung für die verschiedenen Waldtypen wird gewürdigt. Abschließend werden im Hinblick auf die nützlichen Waldameisen die sich aus den stichprobenweisen Aufnahmen ergebenden waldhygienischen Schlußfolgerungen diskutiert. Verglichen mit den deutschen Mittelgebirgen sind die Ostalpen sehr reich an Nestern dieser räuberischen Nützlinge. Die Bu‐Wälder zeigen von Natur aus — wahrscheinlich aus bestandesklimatischen Gründen — in allen Aufnahmegebieten eine so geringe Besiedlung mit nützlichen Ameisen, daß ihre künstliche Vermehrung wenig Aussicht auf Erfolg verspricht, aber auch wegen der Krisenfestigkeit dieser Wälder nicht erforderlich ist. Demgegenüber müssen die heute weitgehend von der Fichte bestockten ehemaligen Bu‐Laubmischwaldflächen als das eigentliche Feld für die künstliche Ameisenvermehrung angesehen werden, um so mehr als diese allochthonen Fi‐Wälder stark insektengefährdet sind. Als vermehrungswürdige Art empfiehlt sich F. polyctena . Die (Fi‐)Bu‐Ta‐Mischwälder der montanen Stufe der Ostalpen und auch die Nadelmischwälder der hochmontan‐subalpinen Stufe dieses Gebietes weisen auf großer Fläche so hohe natürliche Nestdichten auf, daß eine künstliche Ameisenvermehrung nicht erforderlich ist. In 11 quantitativ erfaßten Biotopen des (Fi‐)Bu‐Ta‐Mischwaldes (Waldtyp II 2 ) einschließlich der Kulturen errechnet sich eine durchschnittliche Nestdichte von 4,3 Nestern/ha; in 13 Biotopen des (Ta‐)Lä‐Fi‐ und (Fi‐)Lä‐Zi‐Mischwaldes (Waldtyp III 1 und III 2 ) eine Nestdichte von 5,6 Nestern/ha. Waldpartien, die keine oder wenig nützliche Ameisen aufweisen, können von den dichtliegenden Ameisenkolonien her natürlich besiedelt werden. Es ist selbstverständlich durch forstpolizeiliche Maßnahmen dafür zu sorgen, daß die natürliche Besiedlung durch menschliche Übergriffe nicht gestört wird. Die auffallend schwache Besiedlung der montanen Föhrenwälder der Ostalpen mit nützlichen Waldameisen wird diskutiert und darauf hingewiesen, daß das Problem noch genauer studiert werden muß. Summary The paper deals with the distribution of the forest ants of the Formica rufa ‐group in the Austrian Alps. A table of chaetotaxy is given. Based on this table most of the populations can be easily classified. However, mixed populations of F. aquilonia and F. lugubris as well as F. aquilonia and F. polyctena can be observed. All eight species dealt with may occur over the entire range of the Austrian Alps. However, there are distinct differences with regard to altitude distribution and occurence in the different forest types. F. rufa, F. polyctena, F. nigricans and Raptoformica sanguinea have their main centre of distribution below elevations of 1000 m, dominating in the plains, hills and lower and middle “montane” zone. F. lugubris, F. aquilonia, F. truncorum and Coptoformica exsecta dominate in the upper — “montane” — and in the subalpine zone; i. e. they occur mostly at elevations above 1000 m. The ant fauna of the primeval forest relic “Rotwald” is characterized by the absolute dominance of F. aquilonia . In this forest, species of the Serviformica‐group are rare as are the other ant species. Two thirds of the nests of F. rufa and F. lugubris were found under more open conditions (clear cuttings, forest edges etc.), and only one third of the nests were found within the stands. F. polyctena and F. aquilonia showed just the reverse behaviour. Chapter five deals with the ecology of the respective forest ants, and their economic importance in the different forest types. Finally the role of forest ants in forest sanitation is briefly discussed. Compared with the mountains of middle Germany the forests of the Austrian Alps are much more densily populated by useful forest ants, except for beech forests, which in both areas are rarely inhabited. In the Austrian Alps the artificial propagation of useful forest ants appears to be recommendable only for man‐made coniferous forests of the prealpine region.

This content is not available in your region!

Continue researching here.

Having issues? You can contact us here