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Synökologischer Vergleich der Fauna von Winter‐und Sommerrapsfeldern
Author(s) -
Hossfeld Reiner
Publication year - 1963
Publication title -
zeitschrift für angewandte entomologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.795
H-Index - 60
eISSN - 1439-0418
pISSN - 0044-2240
DOI - 10.1111/j.1439-0418.1963.tb02035.x
Subject(s) - environmental science
Zusammenfassung Mit Hilfe von Gelbschalen, Kätschermethode, Bodenfallen und Beobachtung wurden drei Jahre hindurch vergleichende Untersuchungen zwischen Winter‐und Sommerrapsfeldern durchgeführt. Der Lebensablauf der phytophagen Rapsinsekten ist in verschiedener Weise in die unterschiedliche Entwicklung der beiden Kulturen eingepaßt. Es lassen sich mindestens fünf Einpassungstypen unterscheiden: 1. Kühlbrüter mit Schwerpunkt im Winterraps ( Psylliodes chrysocephala, Ceuthorrhynchus pleurostigma). 2. Frühjahrstiere, die sich vor allem im Winterraps vermehren, deren Jungtiere vor ihrer Überwinterung noch den Sommerraps befallen ( Meligethes aeneus, Ceuthorrhynchus assimilis und quadridens, Lygus rugulipennis und pratensis ). 3. Schotengallmücke ( Dasyneura brassicae ), von der einige Generationen zum Teil im Winterraps, einige im Sommerraps durchlaufen werden. 4. Phyllotreta ‐Arten mit nur einer Generation, die sich in beiden Kulturen vermehren, aber die Sommerung bevorzugen. 5. Die Wanze Calocoris norvegicus mit ausgesprochenem Schwerpunkt im Sommerraps. Darüber hinaus ist die Artenzahl der Unkrautfresser und Blütenbesucher im Sommerraps größer. Die ersten Glanzkäfer ( Meligethes ) fliegen im Frühjahr mitten auf den Rapsbestand, erst die später ankommenden konzentrieren sich in Abhängigkeit von Wind und Lage des Winterquartiers stärker auf dem Feldrand als in der Feldmitte. Das gilt aber nur für die über ca. 6 ha großen Felder. Bei Ceuthorrhynchus assimilis ist die Abnahme vom Rand zur Mitte noch deutlicher ausgeprägt. Bei dieser Art hängt der Zeitpunkt des Beziehens der Winterlager mehr vom Nahrungsangebot als von klimauschen Faktoren ab. Etwa 98% von Meligethes gehörten der Art M. aeneus an, 1–2% M. viridescens und nur wenige Individuen M. picipes. Sowohl im Laboratorium als auch im Freiland bei Sommerraps wurde mit Sicherheit Eiablage von Dasyneura brassicae in unverletzten Rapsschoten festgestellt. Voraussetzung ist unter anderem genügend hohe Temperatur. Es bestcht also keine obligatorische Abhängigkeit zwischen der Mücke und C. assimilis. Die Eier werden durch die dünnste Stelle der Schote in Nähe der Basis abgelegt, wo die Schotenhälften mit der Mittelwand zusammenwachsen. In vielen Fällen glückte der Mücke eine solche Eiablage durch unverletzte Schoten nicht, so daß die Feststellung mehr von theoretischer als von wirtschaftlicher Bedeutung sein dürfte. Die Fauna der Bodenoberfläche beider Kulturen wird direkt durch die verschiedene Bewirtschaftungsweise und indirekt durch das unterschiedliche Mikroklima beeinflußt. Die Frühjahrsbearbeitung schädigt vor allem Polydesmiden und bestimmte Carabiden, die daher im Winterraps überwiegen. Andererseits werden im Frühjahr besonders Staphyliniden von den frisch bestellten und gedüngten Sommerrapsfeldern angelockt. Bei Carabiden lassen sich drei Gruppen unterscheiden: Feuchtigkeit und Beschattung liebende Imaginalüberwinterer mit Schwerpunkt auf Winterraps (Abb. 8a), Arten mit höheren Licht‐ und Wärmeansprüchen sowie Larvalüberwinterer mit Bevorzugung des Sommerrapses (Abb. 8b), schließlich solche ohne ausgesprochene Präferenz einer der beiden Kulturen (Abb. 8c). Die Mahd stellt einen starken Eingriff für die Tiere der Bodenoberfläche und der Vegetationsschicht dar. Viele Arten wandern ab, einige wie Phyllotreta undulata und atra und Lygus rugulipennis und pratensis finden zunächst noch Nahrung am Ausschlag der Stoppeln und an Rapskeimlingen auf dem Stoppelfeld. Auf der Bodenoberfläche überwiegen Larvalüberwinterer unter den Carabiden sowie einige Staphyliniden. Die Wintergesellschaft der Rapsfelder zeichnet sich durch die phytophagen Kühlbrüter und durch das Vorherrschen kälteresistenter Staphyliniden und Catopiden aus. Die Auswirkung extremer Witterung (Trockenheit und Wärme 1959, überdurchschnittliche Regenmengen 1960 und 1961) machte sich zum Teil im gleichen Jahr (Rückgang der Staphyliniden 1959), zum Teil erst im nächsten Jahr bemerkbar: Polydesmus denticulatus, Brachydesmus superus, Harpalus pubescens, H. aeneus, Phyllotreta wurden 1959 begünstigt und traten deshalb 1960 trotz feuchten Wetters besonders reichlich auf. Die Vermehrung hygrophiler Carabiden wurde 1959 gehemmt; ihr Rückgang war daher 1960 deutlich. Die ökologischen Ansprüche von Polydesmus denticulatus Koch und von P. coriaceus Porat. (= inconstans Latzel) wurden herausgearbeitet. Erster ist euryexistenter als der mehr hygrophile coriaceus. Im ganzen nehmen die Biocoenosen der Rapsfelder nicht zuletzt wegen ihres Mikroklimas eine Mittelstellung zwischen mehrjährigen Leguminosen (Klee, Luzerne) und einjährigen Getreide‐ und Hackfruchtkulturen ein. Bezüglich der letzteren zeigt Winterraps mehr Anklänge an Wintergetreide schwerer Böden, Sommerraps an Hackfrucht schwerer Böden. Das geht besonders aus der Carabidenfauna hervor. Auf den Einfluß der Vorfrucht für die Besiedlung eines Feldes wird an Hand von Beispielen hingewiesen. Letzten Endes muß die Agrarlandschaft als ein großes Ökosystem mit teilweise ständigen räumlichen und zeitlichen Veränderungen der Organismenverteilung angesehen werden.

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