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Freilanduntersuchungen zur Klimaresistenz des Nelkenwicklers ( Tortrix pronubana Hb.) und der Möglichkeit seiner Einbürgerung in Deutschland
Author(s) -
Herfs Walter
Publication year - 1963
Publication title -
zeitschrift für angewandte entomologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.795
H-Index - 60
eISSN - 1439-0418
pISSN - 0044-2240
DOI - 10.1111/j.1439-0418.1963.tb02021.x
Subject(s) - physics , art
Zusammenfassung Der Einfluß der einzelnen Klimafaktoren auf die Entwicklungsmöglichkeiten des Nelkenwicklers ( Tortrix pronubana Hb.) in Deutschland wird untersucht, wobei sich die Temperatur als der für die Einbürgerungsmöglichkeit entscheidende Faktor erwies. Die Entwicklung von Gruppen‐ und Einzelzuchten wird über mehrere Jahre verfolgt. Entwicklung und Mortalität zeigen eine deutliche Abhängigkeit von der Jahreszeit. Im Sommer sind die Temperaturen für den Schädling sehr günstig. In einem normalen Winter wird die Entwicklung stark verlangsamt und die Population beträchtlich reduziert. In einem milden Winter sind Entwicklungshemmung und Mortalität geringer. Dagegen kann kein Stadium des Nelkenwicklers einen strengen Winter überleben. Auf wintergrünen Pflanzen ist die Überwinterungsmöglichkeit ähnlich wie auf Nelkenblüten. Die Raupe kann in Deutschland nur auf lebenden Pflanzenteilen überwintern. Die allein überwinterungsfähigen mittleren und älteren Raupenstadien besitzen die größte Kälteresistenz, können aber Kälteperioden mit Minimaltemperaturen von − 16°C auch nicht überleben. Feuchtigkeit und Wind sind im deutschen Freiland für den Nelkenwickler meist günstig; die Entwicklungsdauer hängt hauptsächlich von der Sonnenstrahlung ab. Die Niederschläge schaden besonders den Jungraupen und Puppen. Ein Einfluß des Luftdruckes auf das Schlüpfen der Imagines war nicht nachzuweisen. Der Schädling vermag in Westdeutschland drei sich überschneidende Generationen zu bilden. Die Herbst‐Generation kann sich in zwei Gruppen aufspalten; die erste schließt noch im selben Jahr ihre Entwicklung ab, die zweite erst nach Überwinterung als Raupe im nächsten Frühjahr bzw. Sommer. Das zeitliche Auftreten der ersten Generation (Sommer‐Generation) hängt von den Frühjahrstemperaturen ab. Bei kürzerem Entwicklungszyklus hat T. pronubana an der italienischen Riviera vier Generationen im Jahr, die sich weniger überschneiden. Die biologisch wichtigen Klimafaktoren der italienischen Riviera und Westdeutschlands werden verglichen. Die Einbürgerungsmöglichkeit von T. pronubana in Deutschland wird unter Berücksichtigung anderer Autoren nach den eigenen Ergebnissen diskutiert. Demnach ist eine dauernde Einbürgerung im Freiland nicht zu befürchten, während eine temporäre Ansiedlung gegebenenfalls auch über mehrere Jahre möglich ist und im Sommer zu wirtschaftlichen Schäden führen kann. Im Gewächshaus ist dagegen eine durchgehende Dauerentwicklung immer möglich.