Premium
Zur Biologie, Entwicklungsgeschichte und Ökologie von Brachistes atricornis Ratz. (Hym., Brac.) als eines Parasiten von Pissodes piceae (Ill.) (Col., Curc.)
Author(s) -
Haeselbarth Erasmus
Publication year - 1961
Publication title -
zeitschrift für angewandte entomologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.795
H-Index - 60
eISSN - 1439-0418
pISSN - 0044-2240
DOI - 10.1111/j.1439-0418.1961.tb02866.x
Subject(s) - biology , gynecology , medicine
Zusammenfassung In dieser Arbeit sollte, von möglichst vielfältigen Gesichtspunkten aus, der Parasit eines rindenbrütenden Käfers betrachtet werden. Von Brachistes atricornis Ratz., einem Ei‐Larven‐Parasiten von Pissodes piceae (Ill.), werden alle Entwicklungsstadien beschrieben, wobei Ähnlichkeiten mit anderen Braconiden, die eventuell systematisch wichtig sein können, berücksichtigt sind. Die Entwicklung interessant erscheinender Organe der Larve wird z. T. bis in die Metamorphose verfolgt. Ausführlich sind die Lebensgewohnheiten der Imagines, vor allem Paarung und Eiablage, geschildert. Bei der Entwicklung ist insbesondere bemerkenswert, daß die beiden ersten Larvenstadien endophag sind, das dritte, letzte aber ektoparasitisch an der Altlarve des Wirtes lebt. Auffallend ist die außerordentlich enge Anpassung von Brachistes atricornis an Pissodes piceae. Häutung und Ernährungsweise der endophagen Brachistes ‐Larve sind genau mit bestimmten Entwicklungsvorgängen des Wirtes koordiniert. Das Verhalten parasitierter Pissodes ‐Larven beim Bau der Puppenwiege ist auf eine Weise abgeändert, die den später schlüpfenden Parasiten das Verlassen des Brutbaumes ermöglicht. Bei allen diesen Vorgängen scheint gegenseitige hormonale Beeinflussung von Wirt und Parasit entscheidenden Einfluß zu haben. Durch diese physiologische Anpassung ist auch der Lebenszyklus beider Tiere, der im einzelnen geschildert wird, auf‐ einander abgestimmt. Die Populationen von Brachistes und Pissodes befinden sich meist in der Nähe eines bestimmten “Gleichgewichtszustandes”, der sich in einer Parasitierungshöhe von ca. 40 % manifestiert. Er wird dadurch herbeigeführt, daß den legenden Brachistes ‐Weibchen nicht alle Pissodes ‐Eier zugänglich sind, wofür zeitliche und räumliche Gründe verantwortlich sind. Superparasitismus wirkt als “Pufferung” bei Dichteschwankungen der beiden Populationen. Andere Faktoren können dieses Gleichgewicht wesentlich stören. Neben Abwehrreaktionen der Tanne spielt dabei Coeloides sp. , ein anderer wichtiger Parasit des Tannenrüsselkäfers, die größte Rolle. Er befällt unterschiedslos gesunde und bereits von Brachistes befallene Pissodes ‐Larven und ist der anderen Braconide als ektophager Larvenparasit absolut überlegen. Beide Schlupfwespen haben auf den Gradationsverlauf von Pissodes bedeutenden Einfluß, sind jedoch allein nicht in der Lage, den Zusammenbruch einer Massenvermehrung des Schädlings herbeizuführen. Eine wirksame Förderung der Parasiten ist nur dadurch ‐ wenn überhaupt ‐ möglich, daß man die verschiedenen Schlüpfzeiten des Wirts und seiner Gegenspieler ausnützt. Eine Methode hierzu wird zur Diskussion gestellt. Summary Brachistes atricornis Ratz. is a solitary egg‐larval parasite of the silver‐fir weevil, Pissodes piceae (Ill.). All three larval stages of the parasite are described, as well as the biology of the adults. Morphological and anatomical characteristics of the larvae are also discussed. During the first and second stages, larvae live within the host larva, whereas during the third, Brachistes larvae are feeding externally on the fully grown larval host. It was observed that moulting and feeding during the endophagous stages are correlated with certain developmental stages of the host. The habits of the parasitized Pissodes larvae are changed. This was observed in the construction of pupal chambers which subsequently allowed the escape of the emerging parasite. There were indications of an important mutual hormonal relationship between the host and its parasite. The coincidence of host‐parasite relationship was found to be imperfect both in time and space. Therefore in the field the value of parasitism rarely amounted to more than 40 %. Superparasitism was also an important factor in stabilizing the host‐parasite‐ratio. Other factors, such as the reaction of trees to the attack, appeared to be able to offset this “state of balance”. Coeloides sp. (Hym., Brac.) was recorded as an important ectophagous larval parasite of Pissodes piceae. The two parasites were effective enough to influence the density level of the host. However, none of these species seemed capable of bringing about the collapse of a Pissodes population when this population attained the level of mass occurance. Possibilities in promoting the propagation of both parasites are briefly discussed.