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Untersuchungen über die Populationsdynamik der Kleinen Fichtenblattwespe, Pristiphora abietina (Christ) (Hym. Tenthr.)
Author(s) -
Ohnesorge Bernhart
Publication year - 1961
Publication title -
zeitschrift für angewandte entomologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.795
H-Index - 60
eISSN - 1439-0418
pISSN - 0044-2240
DOI - 10.1111/j.1439-0418.1961.tb02859.x
Subject(s) - art , humanities , philosophy , gynecology , medicine
Zusammenfassung Der vorliegende II. Teil der populationsdynamischen Untersuchungen behandelt die spezifischen Eigentümlichkeiten im Ablauf von Gradationen der Kleinen Fichtenblattwespe. Es wird eine Kausal‐Analyse versucht.1 Gradationen der Kleinen Fichtenblattwespe zeichnen sich meist, aber nicht immer, durch eine lange Dauer aus (temporär‐distractiver Typus). 2 Im Verlauf einer längeren Gradation verlagert sich der örtliche Schwerpunkt mehrmals. 3 Das Massenauftreten der Kleinen Fichtenblattwespe ist auf Tieflagen, in Nordwestdeutschland sogar nur auf die Tiefebene beschränkt. In einigen Fällen wurde es mit Grundwasserferne, Rauchschäden und bestimmten Standorttypen in Verbindung gebracht. 4 Die Gradationen verlaufen meist — selbst in weit auseinander liegenden Fraßgebieten — auffallend synchron: Höhepunkte bzw. Depressionen fallen in die gleichen Jahre. Diese Erscheinung läßt sich durch einen starken koordinierenden Einfluß des Wetters erklären. Besonders wirksam ist die Witterung im Mai während der Schwarmzeit und der frühen Fraßzeit. 5 Im Verlauf einer Gradation nehmen die Kokonlänge und die Natalität der Weibchen ab. Die Morbidität, namentlich sofern sie durch Parasitenbefall verursacht wurde, nimmt zu. Auf das Geschlechterverhältnis scheint die Gradationsdauer keinen Einfluß zu haben. 6 Die Kleine Fichtenblattwespe mindert durch ihren Fraß die Qualität ihres Brutsubstrats. Sie bevorzugt bei der Eiablage die größten Knospen (im Freiland sind dies in der Regel die apikalen); stehen ihr nur kleine Knospen zur Verfügung, legt sie weniger Eier ab. Nach Nadelverlust durch Blattwespenfraß bleiben im folgenden Jahr auf den betroffenen Zweigen namentlich die apikalen Knospen klein oder sterben ab. Wahrscheinlich wandern die schwärmenden Imagines zum Teil aus den stark geschädigten Fichtenbeständen ab (Untersuchungen in Wolfenbüttel). Die Verbleibenden dürften in ihrer Eiablage stark beeinträchtigt sein. 1 Es besteht der Verdacht, daß der Vernichtungswert der räuberischen Gegenspieler im Verlauf einer Gradation ansteigt. Da die angewendeten Methoden (Untersuchung der Beschädigung der leeren Kokons und der Dichte der vollen Kokons) nicht gestatteten, die durch Räuber verursachte Mortalität vollständig zu isolieren, ist ein einwandfreier Nachweis nicht möglich. In Cloppenburg wurden die meisten räuberischen Elateridenlarven an Stellen mit hoher Populationsdichte der Blattwespe angetroffen; ihre Abundanz ging nach dem Beginn der Retrogradation zurück. 1 Der Massenwechsel des wichtigsten Larvenparasiten Scopiorus flavicauda lief in Cloppenburg annähernd mit den Fluktuationen seines Wirtes parallel. Ähnliches dürfte auch für die anderen Larvenparasiten gelten. Die Parasiten “holten” nur allmählich gegenüber ihrem Wirt “auf”. Ihr Vernichtungswert stieg sehr langsam an, blieb dann aber mehrere Jahre nach dem Einsetzen der Retrogradation hoch. Ein bestimmter Maximalwert (in Cloppenburg 70%) wurde nie überschritten. Die möglichen Ursachen für die langsame und wenig radikale Reaktionsweise der Parasiten von Pr. abietina werden diskutiert. 1 Da Kokonsuchen in Cloppenburg zweimal im Jahr durchgeführt wurden, konnte hier der Vermehrungskoeffizient der Blattwespe in zwei Komponenten, den V.K.W. (Zeit der Kokonruhe) und den V.K.F. (Flug‐ und Fraßzeit) zerlegt werden. Der V.K.W. (reziproke Größe zur Kokonmortalität) sank von Jahr zu Jahr stetig bis auf einen Minimalwert ab. Der V.K.F. schwankte unter dem wechselnden Einfluß der Witterung von Jahr zu Jahr sehr stark. 1 Es wird ein Bild vom Ablauf einer typischen abietina ‐Gradation entworfen, das in einzelnen Zügen noch hypothetisch ist und der Bestätigung bedarf. üanach überlagern sich abundanz‐dynamische und dispersionsdynamische Vorgänge zu einem komplexen Geschehen. Die Verschlechterung des Brutsubstrats in den Fraßherden (dichte‐abhängig, relativ kurzfristig wirksam) bewirkt in erster Linie die örtliche Verlagerung des Gradationsschwerpunktes; in Wolfenbüttel scheint sie zum Zusammenbruch der Gradation geführt zu haben. Parasiten und Konstitutions‐Verschlechterung der abietina ‐Population bestimmen als dichte‐abhängige und langfristig wirksame Faktoren die allgemeine Tendenz der Populationsbewegung (Pro‐ und Retrogradation). Die Witterung während der Flug‐ und Fraßzeit (dichte‐unabhängig, kurzfristig wirksam) verursacht plötzliche Änderungen der Populationsdichte; sie kann Pro‐ und Retrogradation auslösen sowie den Ablauf der Gradation erheblich modifizieren und stören.

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