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Lebensweise und Entwicklung des Fliederschädlings Otiorrhynchus rotundatus Siebold
Author(s) -
Lengerken Hanns v.
Publication year - 1919
Publication title -
zeitschrift für angewandte entomologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.795
H-Index - 60
eISSN - 1439-0418
pISSN - 0044-2240
DOI - 10.1111/j.1439-0418.1919.tb01400.x
Subject(s) - political science
Zusammenfassung. Otiorrhynchus rotundatus Siebold lebt als Käfer an den Blättern des türkischen Flieders, deren Ränder er befrisst. Er ist ein durchaus lichtscheues, nächtliches Tier. Die Copula findet Frühjahr und Sommer hindurch nachts statt. Im Juli ist der Höhepunkt seiner Lebensintensität erreicht. Im ersten Viertel des Oktober verschwindet er, um in und an der Erde unter faulem Laub und in Erdritzen zu überwintern. Die Eier werden in der Erde, sicherlich an den Fliederwurzeln abgelegt. Im April kommen die überwinterten Tiere wieder zum Vorschein und befressen die Blattknospen. Die weissen, fusslosen, auf Körperborsten kriechenden Larven fressen an den Saugwurzeln des Flieders und verpuppen sich Ende Juli, Anfang August in der Erde. Die milchweisse Puppe ist 5 mm lang und an der breitesten Stelle 2 mm breit. Die Käfer schlüpfen nach kurzer Puppenruhe Mitte August und beginnen, nachdem sie sich einige Tage in der Erde bewegungslos gehalten haben. mit dem Prass. Am Tage verstecken sich die Käfer unter abgefallenen Blättern, kleinen Ästen und in der Erde. Sie zeichnen sich durch einen ausgeprägten Geselligkeitstrieb aus, der sie veranlasst, in grösseren Ansammlungen, dicht aneinander und übereinander gedrängt zu schlafen. Normalerweise wird zuerst die ganze Peripherie des Blattes in den charakteristischen Buchten befressen, dann erst kommen zusammenhängende grosse, verästelte Prassbuchten nach dem Innern der Blattfläche zustande. Flächenfrass kommt im Freien nicht vor. Während die Männchen sämtlich gleich gross sind, ist bei den Weibchen ein Dimorphismus in der Grösse festzustellen. Neben Weibchen von der Grösse der Männchen kommen Weibchen von auffallender Grösse vor. Diese fressen auch grössere Buchten aus (Abb. 11b). In der Regel werden in einer Nacht 3 voneinander getrennte Buchten gefressen. Die untersten Blätter eines Busches werden zuerst und am stärksten befressen. Die überwinterten Tiere sind am ganzen Körper mit einer Kruste von Sand und Erde bedeckt, die im Laufe des Sommers nur bei einigen Exemplaren und meist auch nur auf dem Dorsum wieder abgerieben wird. Die Käfer besitzen die Fähigkeit zu graben. Auch die sehr stark zerfressenen Fliederblätter bewahren stets ihre Lebensfähigkeit. Nur vereinzelte Knospen werden bis auf den Grund abgefressen. Eine sichtbarere Einwirkung des Larvenfrasses an den Wurzeln auf die Entwicklung des Flieders lässt sich nicht feststellen. Ende August nimmt die aufgenommene Nahrungsmenge im allgemeinen ab und die Frassbuchten werden bedeutend kleiner. Die zusammenhängenden, verästelten Frassgänge nach dem Innern der Blattfläche zu kommen nicht mehr vor. Nur in wärmeren Nächten werden auch noch im September vereinzelte grössere Randbuchten an der Peripherie ausgefressen.