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Untersuchungen zur Morphologie und Physiologie des perirenalen Fettgewebes beim Kalb und der Einfluß der Umgebungstemperatur auf seine Funktion
Author(s) -
Meulen U. ter,
Molnar S.
Publication year - 1975
Publication title -
zeitschrift für tierphysiologie tierernährung und futtermittelkunde
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.651
H-Index - 56
eISSN - 1439-0396
pISSN - 0044-3565
DOI - 10.1111/j.1439-0396.1975.tb01098.x
Subject(s) - gynecology , microbiology and biotechnology , chemistry , medicine , biology
Zusammenfassung Mit Hilfe enzymatischer, gaschromatographischer und histologischer Untersuchungs‐methoden sowie Farbwertmessungen und durch Sauerstoffverbrauchs‐ und lokale Temperaturmessungen vor, während und nach Noradrenalininfusion werden Untersuchungen zur Morphologie und Physiologie des perirenalen Fettgewebes an 59 Kälbern durchgeführt. Dabei wird festgestellt, daß neugeborene Kälber braunes perirenales Fettgewebe besitzen. Während braunes zervikales Fett beim Kaninchen über 100 Tage erhalten bleibt, ist dies beim Kalb nicht möglich. Bereits nach 50 Tagen wird bei Kälbern, auch wenn sie in der Kälte gehalten werden, kein braunes perirenales Fettgewebe mehr gefunden. Über die Fütterung (erhöhter Einsatz von ungesättigten Fettsäuren) ist nach 100tägiger Mastzeit eine leichte Verfärbung des perirenalen Fettgewebes zu erreichen, jedoch ist dieses Gewebe nicht mit braunem perirenalem Fettgewebe neugeborener Kälber zu verwechseln. Im einzelnen sollen folgende Ergebnisse besonders hervorgehoben werden:1 Perirenales Fettgewebe neugeborener Kälber reagiert auf eine Noradrenalininfusion in vivo mit einer intensiven Temperaturerhöhung (Ø + 1° C), gleichzeitig steigt der Sauerstoffverbrauch der Kälber um Ø 73,5 % an (p < 0,0001). 2 Der Sauerstoffverbrauch des perirenalen Fettgewebes neugeborener Kälber in vitro liegt um den Faktor 11 höher als der des perivaskulären epicardialen Fettgewebes neugeborener Kälber (p < 0,0001), bzw. um den Faktor 12 höher als der des perirenalen Fettgewebes 100 Tage alter Kälber (p < 0,0001). 3 Die ermittelten Enzymaktivitäten von G6P‐DH, LDH und ICDH bezogen auf g Fett sind im perirenalen Fettgewebe neugeborener Kälber höher als im perivaskulären epicardialen Fettgewebe neugeborener Kälber bzw. im perirenalen Fett 100 Tage alter Kälber (p < 0,01). 4 Das Fettsäuremuster des perirenalen Fettgewebes neugeborener Kälber unterscheidet sich kaum von dem 100 Tage alter, konventionell ernährter Kälber. Ein großer Unterschied ist jedoch zu finden zu dem Fettsäuremuster der Kälber der Versuchsgruppe aus dem Fütterungsversuch, wo der Anteil an ungesättigten Fettsäuren stark erhöht ist. 5 Bei der histologischen Untersuchung zeigen sich charakteristische Unterschiede:a. Perirenales Fettgewebe neugeborener Kälber weist vereinzelt eine multilokuläre Fetteinlagerung auf, die Adipocyten sind relativ klein mit z. T. mittelständigem Kern, die Zahl der Mitochondrien ist stark erhöht. b. Bei 25 Tage alten Mastkälbern, die in der Kälte bzw. bei wechselwarmen Temperaturen gehalten wurden, zeigt sich ein vergleichbares Bild, während bei den 25 Tage alten Kälbern, die in der Wärme aufgezogen wurden, nur weiße Adipocyten nachzuweisen sind. c. Bei den 50 bzw. 100 Tage alten Kälbern, gleichgültig, bei welchen Umgebungstemperaturen sie aufwuchsen, ist nur weißes Fettgewebe zu finden, während bei Kaninchen nach 100tägiger Aufzucht bei kalten und wechselwarmen Umgebungstemperaturen noch braune Adipocyten nachzuweisen waren. d. Über die Fütterung (erhöhter Einsatz von ungesättigten Fettsäuren) ist der histologische Aufbau des Fettgewebes nicht zu beeinflussen; das Fettgewebe ist vergleichbar mit dem Fettgewebe 100 Tage alter konventionell ernährter Mastkälber.6 Die Färbung des perirenalen braunen Fettgewebes neugeborener Kälber ist hoch signifikant intensiver gefärbt als das perirenale Fettgewebe 100 Tage alter konventionell ernährter Mastkälber (p < 0,0001), bzw. als das perirenale Fettgewebe 100 Tage alter Mastkälber, die einen sehr hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren über das Futter aufnahmen (p < 0,0001).Die durchgeführten Versuche haben gezeigt, daß das neugeborene Kalb über braunes perirenales Fettgewebe (B.A.T.) verfügt. Kältebelastungen über eine 100tägige Mast‐periode haben die Umwandlung in weißes Fettgewebe nur geringfügig verzögert. Ob unter ungünstigen praktischen Haltungsbedingungen die Umwandlung länger herausgezögert wird und ob dadurch noch B.A.T. beim Schlachten der Mastkälber gef unden werden kann, müssen weitere Versuche klären.