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Über die Wirkungsweise der D‐Vitamine und ihre Bedeutung für die Tierernährung
Author(s) -
Günther K.
Publication year - 1966
Publication title -
zeitschrift für tierphysiologie tierernährung und futtermittelkunde
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.651
H-Index - 56
eISSN - 1439-0396
pISSN - 0044-3565
DOI - 10.1111/j.1439-0396.1966.tb01435.x
Subject(s) - gynecology , chemistry , medicine
Zusammenfassung Die Untersuchungen über die Wirkungsweise der D‐Vitamine auf die Entwicklung und Mineralisierung des Skeletts, auf den Ca‐ und P‐Spiegel des Blutes und auf die Ausscheidungsverhältnisse von Ca und P bei den landwirtschaftlichen Nutztieren sowie bei den Laboratoriumstieren führten zu folgenden Ergebnissen:1 Der Hauptwirkungsort des Vitamins D liegt am Skelettsystem, wobei einige Teile, wie z. B. Femur und Tibia, besonders bevorzugt werden. 2 Die Wirkung auf die Resorptionsvorgänge im Magen‐Darm‐Kanal ist eine Folge der primären Skeletrwirkung bzw. ein Nebeneffekt, der an der Entstehung der Gesamtwirkung nur wenig beteiligt ist. 3 Die Erhöhung der Ca‐ und P‐Retention durch Herabsetzung der Ausscheidung resultiert aus der direkten Wirkung auf den Knochenstoffwechsel. 4 Die hypercalcaemische Wirksamkeit geht aus der Beeinflussung der Umsatz‐ und Abbauvorgänge im Knochen hervor. Für den Einbau des vermehrt in das Blut übergehenden Ca in gleichzeitig ablaufende Syntheseprozesse spricht die Reduzierung der Ca‐Ausscheidung trotz erhöhtem Ca‐Spiegel im Blut. 5 Am Skelettsystem beeinflußt das Vitamin D weniger den anabolen Prozeß der Knochengewebsneubildung als die metabole und katabole Stoffwechselphase des bereits gebildeten Knochengewebes. Dabei können die entgegengerichteten Effekte cines Ca‐ und P‐Einbaues und einer Ca‐ und P‐Mobilisierung nebeneinander ablaufen, wodurch der Ca‐ und P‐Umsatz im Knochen erheblich beschleunigt wird. 6 Das Vitamin D greift mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht unmittelbar, sondern über Regulationsmechanismen endokriner oder fermentativer Natur in den Knochenstoffwechsel ein. 7 Die antirachitische Wirksamkeit ist ein Teil der Gesamtwirkung, die bei rachitogener Mineralstoffversorgung mit dem Futter hervortritt. Sie besitzt in der Tierernährung nur geringe Bedeutung, da unphysiologische Mineralstoffzufuhren direkt zu korrigieren sind und nicht durch Zusatz von Vitamin D. 8 Die antirachitische Vitaminwirkung verhütet bei imbalanter Mineralstoffversorgung das Auftreten der rachitischen Veränderungen, ohne eine optimale Skelettentwicklung und Mineralisierung einzuleiten. 9 Die Bedeutung des Vitamins D für die Tierernährung liegt in der geförderten Depotbildung im Skelett und in der stimulierten Mobilisierung von Ca und P bei mangelhafter Versorgung oder bei erhöhtem Bedarf sowie in den begünstigten Umbau‐ und Reifungsvorgängen, die zu einer erheblichen Verbesserung der Knochenstruktur und des feineren Ausbaues des Knochengewebes führen. Das Vitamin D wird damit zu einem Wirkstoff, dessen Essentialität vor allem bei ausgedehnten Syntheseprozessen im Rahmen des Mineralstoffwechsels der Leistungstiere gegeben ist.