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Beiträge zur Kenntnis der Verdaulichkeit der pflanzlichen Rohfaser und ihrer Bestandteile
Author(s) -
Naumann Kurt
Publication year - 1940
Publication title -
zeitschrift für tierernährung und futtermittelkunde
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.651
H-Index - 56
eISSN - 1439-0396
pISSN - 0373-0069
DOI - 10.1111/j.1439-0396.1940.tb00128.x
Subject(s) - chemistry , microbiology and biotechnology , biology
Zusammenfassung Zur Kenntnis der Zusammensetzung und der Verdaulichkeit der Rohfaser wurde eine größere Anzahl von Rohfaserproben aus 11 Ausnutzungsversuchen (davon 10 mit Hammeln, 1 mit Schweinen) einer eingehenden quantitativen Analyse unterzogen. Aus den Futtermitteln und Kotproben wurden dazu größere Mengen von Rohfaser hergestellt, darin die Bestandteile Croßfaser, Reinzellulose, Lignin und Pentosane bestimmt und die Verdaulichkeit der Rohfaser und ihrer Bestandteile berechnet. Die Ergebnisse waren dabei die folgenden:1 Die Rohfaser der untersuchten, meist rohfaserreichen Futterstoffe war von sehr verschiedener chemischer Zusammensetzung. 2 Die aus der Rohfaser isolierte ligninfreie Croßfaser wurde näher charakterisiert durch Ermittlung der furfurolgebenden Stoffe (Pentosane), der alkaliresistenten α‐Zellulose (bzw. alkalilöslichen Zellulose A) und der Reduktionsfähigkeit gegenüber Fehlingscher Lösung (Kupferzahl). Die Croßfasern aus den verschiedenen Futtermitteln verhielten sich gegenüber den gleichen Reagenzien verschieden, während die Kot‐Croßfasern untereinander ein sehr konstantes Verhalten zeigten. 3 Der reaktionsempfindliche Teil der Croßfaser war bei verschiedenen Futtermitteln in größerer Menge vorhanden, während alle Kote verhältnismäßig wenig davon enthielten. Demnach muß der reaktionsempfindliche Teil der Futtermittel‐Croßfaser, der noch die radikale Behandlung bei der Rohfaserkochung überstand, durch die Verdauung in hohem Maße aufgenommen, zum mindesten aber löslicher geworden sein. 4 Die Verdaulichkeit der Rohfaser und ihrer Kohlenhydratbestandteile (Pentosane und Zellulose) war bei den verschiedenen Futtermitteln sehr unterschiedlich. Das Rohfaserlignin war in fast allen Fällen unverdaulich. Die Verdaulichkeit der Rohfaser und ihrer Kohlenhydratbestandteile wies weitgehende Abhängigkeit vom Ligningehalt der Rohfaser auf: Mit zunehmendem Ligningehalt der Rohfaser nahm die Verdaulichkeit der Rohfaser selbst und ihrer Kohlenhydratbestandteile in geradliniger Funktion ab. 5 In einem Ausnutzungsversuch mit Baumwolle konnte gezeigt werden, daß dieser extreme Futterstoff (im wesentlichen aus reiner Zellulose bestehend) durch Hammel zu 90% verdaut wurde. Dieser Versuch war damit, im Vergleich zu den Versuchen mit ligninhaltigen Futtermitteln, ein Beweis für den Einfluß des Lignins auf die Rohfaserverdaulichkeit. 6 Die hohe Verdaulichkeit der Baumwolle wurde durch mikroskopische Untersuchung des Hammelkotes bestätigt und ergab sich auch aus der Übereinstimmung der chemischen Zusammensetzung der Kotrohfasern vom Baumwollversuch und vom zugehörigen Grundfutterversuch mit Haferstroh. 7 Im Vergleich zu den Hammelversuchen war an Versuchen mit Schweinen bei der Leinspreu eine nur wenig niedrigere Ausnutzung der Rohfaser festzustellen. In den weiteren Untersuchungen fand diese Beobachtung ihre Erklärung in der verhältnismäßig hohen Ausnutzung der Pentosane, die unter allen Hammelversuchen gerade am schlechtesten ausgenutzt wurden. Das Lignin war auch bei den Schweinen unverdaulich. 8 Hinsichtlich der Berechnung des Stärkewertes genügt die Rohfaserbestimmung als solche nicht, um den wirklichen Futterwert eines Futtermittels zu berechnen. Die Untersuchungen ergaben, daß der Rohfaserkomplex auf analytischem Wege weiter in seine Komponenten aufgeteilt werden muß, um auf die physiologische Wertigkeit der Rohfaser schließen zu können.Bei Periode I und II wurde die Trocknung am Ende des Versuchs in der Sammelprobe vorgenommen. Bei den übrigen Versuchen geschah das täglich in den jeweils entnommenen 20% der Tagesausscheidung.