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Das Schwarmverhalten elterngeführter Jungcichliden (Pisces)
Author(s) -
Kühme Wolfdietrich
Publication year - 2010
Publication title -
zeitschrift für tierpsychologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.739
H-Index - 74
eISSN - 1439-0310
pISSN - 0044-3573
DOI - 10.1111/j.1439-0310.1962.tb00787.x
Subject(s) - gynecology , physics , philosophy , humanities , art , medicine
Zusammenfassung Gefangenschaftsbeobachtungen am brutpflegenden Cichlasoma biocellatum ergaben:1 Der von den Eltern bewachte Schwarm wechselt während der ersten 2 Wochen intensiver Brutpflege nur langsam den Standort (Abb. 4a). Dieses Merkmal unterscheidet den “Familienschwarm” vom zügig dahinziehenden Schwarm untereinander gleichwertiger Individuen. — Der von den Eltern isolierte Schwarm ist weniger ortsgebunden (Abb. 4 b). Die Eltern können die Schwimmrichtung der Jungen beeinflussen (Abb. 5 a). 2 Fluchtstimmung fördert die Zuordnung des Schwarmes zu den Eltern. Die Bindung der Jungen an den Altfisch beruht auf drei unbedingten Reaktionen (Abb. 16): Grenzflächenkontakt, der zum Bodenkontakt wird, wenn sich der Elter über dem Schwarm bewegt (Abb. 6 u. 10), der Suche nach Deckung (Abb. 11 u. 12) und nach bewegten Objekten. 3 Die angeborene Vorliebe für Schwarz kann leicht zugunsten einer anderen Farbe abdressiert werden (Abb. 15, Sp. 1). Hemichromis bimaculatus ‐Junge bevorzugen die rote Elterfarbe. Sie ist schwer durch eine Dressurfarbe zu verdrängen (Abb. 15, Sp. 2–5). 4 Die Elternform spielt für die Jungen von C. biocellatum keine Rolle. Im Alter von 3 Wochen unterscheiden aber die mit ihren Eltern aufgezogenen Jungen deren Vorder‐ und Hinterende (Abb. 14). 5 Die meisten Reaktionen, welche die Zuordnung des Schwarmes zu den Eltern bedingen, erklären sich aus unspezifischen Fluchtverhalten, der Suche nach Deckung und der Neigung, am gewohnten Ort zu bleiben. Nur in der Farbvorliebe und anlockenden Wirkung bewegter Gegenstände unterscheiden sich Familienschwärme von anderen Schwarmfischen. Während die Farbvorliebe beim Bodenfisch Cichlasoma biocellatum nur schwach ausgebildet ist, orientieren sich andere Arten ohne ständigen Bodenkontakt, z. B. Hemichromis bimaculatus , stärker nach der Elterfarbe (Abb. 15). Das Suchen der Cichlasoma ‐Jungen nach Deckung unter den Elter ist sicher homolog der Kontaktsuche junger Maulbrüter (z. B. Tilapia ) an dunklen Stellen des Elterkörpers. — Die Wirkung des sich entfernenden Gegenstandes im freien Wasser, wo andere, größere Objekte nicht im Bereich des Scharfsehens liegen, darf nicht als spezifische Nachfolgereaktion gewertet werden. — Unerwartet bei diesen Ergebnissen ist die geringfügige Spezialisierung des Jungfischverhaltens beim Familienzusammenhalt. Viel wesentlicher als die Jungfischdifferenzierung ist das fein abgestimmte elterliche Verhalten, das unter Ausnutzung unspezifischer Fluchtreaktionen seitens der Jungen deren Zuordnung zu den führenden Altfischen gewährleistet.